Sonntag, 29. April 2012

Stinka bzw. Aquaphobiker

Bahn-Blogger hat es im Januar schon geschrieben: Gelegentlich gibt es in den Zügen ein klitzekleines Problem mit den Klimaanlagen.

Aber auch dann, wenn die Bahn alles richtig macht, die Temperatur also nahe dem Gefrierpunkt ist, gibt es so ein Phänomen, dass ich gerne als das Aquaphobie-Phänomen bezeichne.



So wie die Tage. Mann und Frau steigen ein. Offensichtlich kommt man gerade von einem Flug - sehr weit kann der nicht gewesen sein, die Sprache klang schwer nach Polnisch oder in die Richtung. Na jedenfalls war neben mir noch frei und natürlich lässt man neue Mitfahrer gerne sitzen.

Ui. Was kam da eine Duftwolke von der Frau neben mir. Odör de Schweiß - aber satt. In Kombination mit "bequeme Klamotten für den Flug seit 2 Wochen nicht gewaschen" ein wahrer Hochgenuß.

Ich hab fast gekotzt.

Ihr Mann steht direkt neben mir auf dem Gang. Klöten auf Augenhöhe - für mich nicht so die attraktive Perspektive. Aber immerhin geruchsfrei. Also der Herr natürlich.

Solche Situationen find ich immer total super.

Und jetzt kommt mir niemand mit krankhaften Schweißdrüsen oder so ein Käse. Das ist ein Märchen. Es gibt heute im Zweifel Chemiekeulen, Ärzte und - Yerka (wenn du dich schon mal gefragt hast, wieso Frisöre eigentlich nie nach Schweiß riechen).

Samstag, 28. April 2012

Zufallsbegegnungen

Gestern war ja bekanntlich Freitag und Freitags gleicht die Heimfahrt normalerweise einer Reise nach Jerusalem - alle kloppen sich (teilweise sogar wörtlich genommen) um die Sitzplätze.

Ein paar wenige, die das Theater kennen und darauf keine große Lust haben, investieren bis zu 4 EUR für eine Sitzplatzreservierung. So auch ein älteres Paar, dass die beiden Fensterplätze an unserem Vierertisch reserviert hatte.


Die beiden waren auf dem Weg nach Köln, weil nur von dort aus ein Flug nach London Stansted abhebt - ja, der Frankfurter Flughafen fliegt diesen Flughafen nicht an. Sie wollen ihre Tochter in Cambridge besuchen, die dort in einem Häuschen mit Blick auf die Cam zusammen mit ihrem Mann wohnt. Die Tochter hat vor drei Monaten ein Kind geboren und das Paar fährt die kleine Familie in Großbritannien über den Maifeiertag hinweg besuchen.

Der Dekan der Universität bei der die Tochter arbeitet war so pragmatisch und hat, als er erfahren hat, dass sie schwanger ist, kurzerhand für sie 3 Forschungssemester vorgezogen, die ihr sowieso irgendwann zugestanden hätten. So konnte sie 18 Monate lang von zu Hause aus forschen und gleichzeitig Mutter sein. Sie könne ja später die Zeit wieder nacharbeiten, wenn sie das denn möchte.

Ihre älteste Tochter ist Anwältin und extrem unzufrieden mit ihrem Arbeitgeber. Auch sie bekam vor wenigen Jahren ihr erstes Kind und wollte ein paar Stunden reduzieren. Ihr Arbeitgeber bot ihr großzügig eine 3/4tel-Stelle an. Selbstredend nur auf die Bezahlung bezogen, denn vor 20 oder 21 Uhr Abends konnte sie nicht Feierabend machen. Ihr Mann konnte glücklicherweise Erziehungsurlaub machen.


Warum ich das alles erzähle? Die beiden haben mich schwer beeindruckt. Er war ein sehr ruhiger Mann, der intelligent-witzig erzählen konnte. Wir haben uns über die Almende in England unterhalten und über die zukünftige Entwicklung des Schienenverkehrs zwischen Frankfurt und London (es ist eine Direktverbindung geplant ohne 2-Stunden-Aufenthalt in Brüssel). Sie war ein wenig aufgebracht, weil die Klimaanlage im Zug nicht gut funktionierte und wir geschwitzt haben wie sonst was. Die beiden haben sich auf ihre Art wunderbar ergänzt.

Wir haben über eine Stunde miteinander unsere Gedanken ausgetauscht und eine so schöne Art von Smalltalk gehalten, die man heute nur noch sehr selten erfährt. Kein Zynismus, kein Sarkasmus, keine blöden Sprüche, keine Witzeleien (obwohl das Gespräch sehr humorvoll geführt wurde) - einfach großartig.

Diese Begegnung hat mich tief berührt weil ich immer wieder erstaunt darüber bin, welche zwischenmenschliche Schätze da draußen auf uns warten und wir nur mit offenem Verstand und Wesen die Menschen für einen Moment an uns heranlassen müssen. Hätte ich beim Einsteigen die beiden nicht begrüßt, hätte der Mann mich nicht eine Belanglosigkeit gefragt - wir wären vielleicht nicht ins Gespräch gekommen und ich hätte stattdessen gelesen.

Aber da wäre mir eine so tolle Begegnung entgangen. Ich finde es ausgesprochen schade, dass ich die beiden wohl nie wieder sehen werde.

Freitag, 27. April 2012

Selbstmordsmalltalk

Gerade aufgeschnappt.

"Wenn ich mich schon umbringen würde, dann auf der Strecke nach Köln wo die so richtig schnell fahren".

Gemeint waren damit die ICEs aus Süden in Richtung Köln, die auf der Strecke in der Tat über 300km/h erreichen.

Mal ganz abgesehen davon, dass ich das als Smalltalkthema recht makaber finde, so sollte derjenige doch bitte Rücksicht nehmen.

Schmeißt der sich genau da ins Unglück muss ich auch drunter leiden, weil mein Zug dann garantiert warten muss, bis die Schweinerei aufgewischt wurde.

Rücksichtlose Menschen aber auch.

Alltäglich

Ja sowas erleben wir Bahnpendler jeden Tag:


Verdammt.

Rucksack Ole

Der Rucksack Ole ist ein Mann, der gerade zum Bergsteigen unterwegs ist, Jugendherbergen für Hotels hält, Rückenmuskeln aus Stahl hat oder einfach nur viel Hunger hat und seine Vesperdose halt etwas größer ist.

Warum auch immer Ole den Rucksack in Übergröße mitschleppt. Häufig hat Ole Schwierigkeiten mit dem Stemmen, jedenfalls kriegt er den Rucksack nicht in das Gepäcknetz. Da der Rucksack aber nicht einfach unsichtbar werden kann, muss der natürlich irgendwo hin.

Idealerweise direkt in unmittelbare Umgebung. Auf den Nachbarsitz.

Es gibt auch sehr ausgefallene Methoden, wie der Rucksack verstaunt werden könnte:


Beide Methoden haben aber ab und an mal einen klitzekleinen Nachteil. Wenn die Kiste gerappelt voll ist, würde sich sicher gerne mal ein Fahrgast dahin setzen, wo momentan der Rucksack geparkt wird.

Hei - natürlich geht es völlig ok unangemessen viel Platz zu belegen, wenn man ein zweites Ticket für den Rucksack gelöst hat. Aber ich habe so den unbestätigten Verdacht, dass es sicher ein paar wenige Ausnahmen gibt, die versehentlich kein zweites Ticket gekauft haben... 

Ich bin mal gespannt wann die Bahn die Bahncard für Rucksäcke anbietet.

Kind mit PDA

"Ach wie süß" dachte ich, als ein kleines Kind (so ungefähr 3 oder 4) einstieg und sein kleines Köfferchen im Gang hinter sich her zog. Setzte sich zusammen mit ihrer Mutter schräg gegenüber von mir hin.


Dann fing die Kleine an mit ihrer Mutter zu quasseln, ich habe nichts verstanden aber war hin und weg, weil auch die Stimme so knuddelig war.

Kinder sind echt was Schönes, scheinbar ging das nicht nur mir so, auch andere Fahrgäste schauten irgendwie wohlwollend-lächelnd.

Dann öffnet die Mutter das kleine Köfferchen des Mädchens. Und kramt darin herum, Kind ruft lautstark nach einem bestimmten Spielzeug.

Mama legt der Süßen einen Kleincomputer auf den Tisch. Sie zieht sofort den Bedienstift und schaltet das Gerät ein.

Lautstarke Musik dröhnt durch den Wagen. Kind tackert auf dem Bildschirm herum und jede Berührung wird vom Computer mit einem lauten "Kapliiiiiiiiiing" bestätigt.


Plötzlich merkt man, wie in so manchen Gesichtern das Grinsen irgendwie steinernd wirkt.

Manche schielen schon auf das Schild "Ruhebereich" und murmeln etwas vor sich hin.

Ein einziger grinst breiter.

Kind gewinnt das Spiel und eine Gewinnermelodie ertönt. Sie hüpft dabei im Rhythmus auf dem Sitz herum.

Das steinerne Grinsen geht langsam in den Ausdruck der Verzweiflung über. Vereinzelt sieht man schon Augenpaare kreisen.

Der einzige grinst noch ein bisschen breiter und beginnt sich beinahe zu freuen.

Jetzt hämmert das kleine Mädchen noch wilder auf dem Gerät herum. Die Mutter telefoniert währenddessen mit ihrem Handy (Ruhebereich...) und teilt lautstark und fröhlich in einer asiatisch anmutenden Sprache irgendetwas ihrem Gesprächspartner mit.

Der Zug wird immer langsamer, ein Bahnhof nähert sich.

Der mit dem breiten Grinsen steht langsam auf, dreht sich zu seinen Mitfahrern und wünscht freundlich noch eine schöne Weiterfahrt.

Wenn Blicke töten könnten...


Porno in der Bahn

Manchmal frage ich mich ernsthaft, was mit machen Menschen eigentlich nicht stimmt.

So wie gestern. Ein Mitfahrer klappt seinen Laptop auf und liest irgendwelche Texte. Eigentlich völlig banal und nicht der Rede wert.

Üblicherweise schaut niemand auf den Bildschirm. Aber mich sprang förmlich eine Überschrift an "Kuschelige Latexlady"... ich dachte... was zum Geier...



Und automatisch musste ich natürlich immer mal wieder hinsehen. Von dieser Art habe ich noch mehrere Überschriften aufgeschnappt, teilweise sogar noch deutlicher (das spare ich mir hier mal).

Der Mitfahrer Anzugträger mittleren Alters.

Damit das nicht falsch rüberkommt: Ich habe absolut nichts gegen erotische Literatur. Aber solche Dinge gehören für mich nicht in den öffentlichen Raum. Denn es soll auch Leute geben, die sich bei solchen Themen in ihrer Würde verletzt sehen könnten - oder die diese Themen gar nicht erst sehen sollten (Kinder).

Dieses Verhalten ist ja so ähnlich als ob man in Badehose oder Bikini in italienische Kirchen marschieren würde... ach verdammt... das machen "wir sind Deutschland" ja auch gelegentlich...

Donnerstag, 26. April 2012

Zugreihenfolge mal anders

Heute für mich ein Novum.

Die Wagen des Zuges wurden nicht komplett umgestellt sondern nur die eines der beiden zusammengekoppelten Züge. Also sind wir doch wieder gerannt. Seltsamerweise tritt das gehäuft bei meinem Zug auf und verursacht immer ein wenig Chaos.


Ich glaube ja da mag jemand Düsseldorfer nicht.

Witzige Bahn-Weisheiten

Drüben bei Himmel, Arsch & Bahn gibt es eine Sammlung lustiger Bahn-Sprüche.

Die gesamte Seite ist sehr lesenswert - aber vorsicht: Das ist (größtenteils?) Satire.

Berge in der Bahn

Ok - dieses Posting fällt mir ein bisschen schwer.

 
Ich habe zwar einen guten Grund darüber zu schreiben, aber politisch korrekt wird das jetzt ganz sicher nicht. Denn ich hatte heute morgen eine Begegnung der Dritten Art - oder anders ausgedrückt:

Fette sollten Aufschlag zahlen.

So dann baue ich mir mal langsam eine Deckung auf und versuche im Schutz die Gedanken dahinter zu erläutern.

Ich selbst bin zwar nicht gerade schlank. Aber ich würde sagen gerade noch so im akzeptablen Bereich, ich finde noch Kleidung in Normalgrößen. Mein Platzbedarf entspricht in etwa der Norm - der normale ICE-Sessel ist für mich mehr als angemessen.

Heute steige ich aber in den ICE mit meinem reservierten Platz.

Und da saß er. Der Berg.



Ein Monster von einem Mann. Bauch an Tischkante, Knie am Sitz gegenüber, Arme vor der Brust verschränkt. Und zwar so verschränkt, dass die Ellebogen auf der einen Seite die Verkleidung ins Blech drückt und auf der anderen Seite meine Wenigkeit seitlich schräg sitzen muss, damit ich keine blauen Rippen kassiere.

Über eine Stunde lang musste ich in dieser "Sitz"-Haltung ausharren - mir tut nach mehreren Stunden immer noch der Rücken weh.

Sorry Leute - aber so geht das einfach nicht. Die Bahn kann ja schlecht nur XXXL-Bestuhlungen einbauen. Aber ihr könntet im Regelfall etwas weniger Essen. Natürlich dürfte ihr machen was ihr wollt - aber dann steht bitte auch dafür gerade und zahlt den Platz, den ihr real auch benötigt.

Aua, ja, ich verdiene die Schläge ja irgendwie auch, habe ich immerhin Jehova gebrüllt. Aber mal unter uns Gebetsbrüdern: Nervt euch das nicht auch? Denkt ihr wirklich nur "huppala ist der aber kräftig, naja bist bestimmt VOLL NETT so"?

Das geht übrigens nicht persönlich gegen den Herrn von heute morgen. Der war außerordentlich sympathisch, freundlich und ruhig. Ein vermutlich wirklich netter Mensch.

Aber meinen Haltungsschaden muss ich jetzt selbst geradebiegen. Wehe dem, der kurz danach im Flieger neben ihm gesessen hat - ausgestiegen ist er nämlich am Flughafen.

Beinahe wach verschlafen


Heute morgen. Ich sitze gemütlich in der Regiobahn und lasse mich zum Flughafen kutschieren.

Tief vertieft in tiefschürfende Literatur meine Wenigkeit im gedanklichen Tiefschlaf. Nur noch ein paar Sätze, ach den Absatz noch, was eine tolle Szene, oh so entwickelt sich das also, aber wieso mac...

*Augen wenden sich aus dem Zug*

*ACH DU SCHEISSE*

*Adrenalipumpe wird gestartet*

*Rollkoffer geschnappt, beherzter Sprung die Treppe in der Regiobahn hinunter*

*durch die noch offene Tür hinaus aufs Gleis*

Da hätte ich doch fast meinen Ausstieg verpasst.

Allerdings war der mörderisch-selbstaufgebende Einsatz gar nicht nötig, die Regiobahn stand noch gut 2 Minuten herum...

Verzockt

Ich hatte ja erwähnt, dass die Zugreihenfolge "ab und zu mal" vom Plan abweicht.



Also habe ich mich gestern entschieden auch unter die Zocker zu gehen. Habe mich also dahin gestellt, wo mein Wagen stehen müsste, wenn er wieder mal außer der geplanten Reihe eintrudelt.

Ich stehe also da und dann fährt der Zug vor meinem Zug ein.

Ok... lange Minuten vergehen, eigentlich müsste so langsam mal der Zug wieder abfahren, schließlich möchte doch meiner Einfahren.

Dann eine Durchsage, dass der gerade stehende Zug technische Probleme bei der Abfahrt hat und folglich verspätet losfahren wird.

Mein Zug ist noch nicht da.

Dann die nächste Durchsage... mein Zug fährt heute von einem anderen Gleis ab, weil das geplante Gleis offensichtlich nicht frei ist.

Also nix wie rüber aufs andere Gleis - den Weg zu finden war einfach, die Masse hat mich mitgezogen.

Und die Zugreihenfolge stimmte dann ausnahmsweise mal.

Egal was ich mache. Ich werde nie erfolgreich im Glückspiel sein.

Mittwoch, 25. April 2012

Der endlospeinliche Abschied

Auf einem Gleis weiter wurde ich Zeuge einer Situation, die ich euch nicht vorenthalten möchte. Aber wenn euch von Paaren, die händchenhaltend und entscheidungsunfähig an der Wursttheke stehen schon schlecht wird, dann lest lieber nicht weiter.

Jedenfalls. Ich stehe auf meinem Gleis und starre mit außerordentlich intelligentem Gesichtsausdruck in die Unendlichkeit. Da fokussieren meine Augen selbständig auf ein kurioses Pärchen.

ER ungefähr 3 Meter 20 groß, Typ deutscher Michel. SIE geschätzte 70cm große richtig schicke Asiatin auf Highheels.


Er streicht ihr immer wieder am Kopf endlang und will sie offensichtlich küssen. Sie dreht den Kopf immer wieder seitlich weg und er darf ihre Wagen küssen (oder abschlecken - ich stand ja bestimmt 20m davon entfernt). Sie hat dann im Gegenzug auch seine Wage geküsst - sie war geschickt und konnte seinem Mund ausweichen. Er dann wieder so die sanfte Tour ausgepackt und die Stirn liebkost und dann die Ohren eingenässt...

Wenn er sie wieder seitlich anknabbert, dreht sie ihren Kopf in meine/unsere Richtung. Ihr Gesichtsausdruck sagt "oh man, wann ist das endlich vorbei, aber ich bin eine höfliche Asiatin und grinse einfach mal weiter". Immer wieder versucht sie sich aus seiner Schraubstockumarmung zu lösen, aber er ist körperlich einfach der dominante Typ (sonst schätzungsweise eher nicht, so wie der in Zeitlupe vorgeht... oO).

Irgendwann kann sie sich losreißen. Steht etwa 2m von ihm entfernt, er schaut wie ein treudoofer Dackel mit gesenktem Kopf in ihre Richtung (bei einem 3m-Mann eine durchaus nicht unlustige Haltung). Sie dreht sich dann auf den Hacken um und rennt fast schon Richtung Ausgang. Er geht schlendernd zu seiner Zugtür - und dreht sich nach jedem 2. Schritt um. Sie dreht sich gar nicht um.



Was lernen wir daraus? Jungs... wenn ein Mädel euch wiederholt die Wange zudreht und offensichtlich "begeistert" von euren Eislutsch-Phantasien ist... dann will sie nicht rumknutschen, ok???

Der Jung tat mir schließlich doch irgendwie ein bisschen leid. Ein klitzekleines bisschen jedenfalls. Ihre Erleichterung nach ihrem geglückten Befreiungsschlag hingegen war quer durch den ganzen Bahnhof zu spüren und hat uns alle irgendwie angesteckt.

Es ist skuril, was und wen man alles so beobachtet. Und man lernt daraus... die nächste Verabschiedung von der eigenen Süßen wird etwas männlicher durchgezogen ;)


Rolltreppen-Regel No. 1

Eigentlich ist es doch ganz einfach.

Rechts stehen - links gehen


Das ist sogar in England Großbritannien so, wo sonst alles irgendwie anders herum läuft. Auch in Köln. Auch in Frankfurt. Und auch in Toronto (das ist auf dem Bild zu sehen).

Vielleicht sollten auch die deutschen Bahnhöfe passende Schilder aufstellen. Damit auch der etwas wenig Begabte akzeptiert, dass es gewisse Spielregeln gibt (hier klappt ja bekanntlich fast nichts ohne Schild oder Strafandrohung).


Ich habe den Verdacht, dass wir Deutsche uns gelegentlich so schwer damit tun, weil wir "links" vor allem vom Autofahren kennen:
Linke Spur = Für die richtig wichtigen und tollen Menschen reserviert.
Rechte Spur = LKWs und Kleinstwagen.

Und wieso sollte man das mühsam antrainierte Egoaufpolierverhalten auch wieder verlernen wollen.

Dienstag, 24. April 2012

"Ich bin hier im Ruhebereich ich darf nicht telefonieren"

Gestern auf der Heimfahrt. Schräg gegenüber sitzt jemand mit Rucksack auf dem - ganz sicher auch bezahlten *hust* - Beifahrersitz.

In den untiefen besagten Rucksackes geht auf einmal ein Handy-Alarm los. Der Mitfahrer stöhnt und murmelt "och nö" leise vor sich hin. Nach 20 Sekunden herumkramen findet er das Corpus Delicti und stellt den Ton ab. So jedenfalls glaubt das der Durchschnittsbegabte. Und schmeißt das Gerät wieder in den MüllRucksack.


Aber geirrt. Keine 30 Sekunden geht dann das Gebimmel los. Und zwar so richtig schon nervig der klassische Klingelton aus dem 18. Jahrhundert. Riiiiiiiiiiiiing. Riiiiiiiiiiing.

Mitfahrer kramt wieder herum Riiiiiiiiiiiiing Riiiiiiiiiiing und schließlich findet er sein Handy wieder.

Riiiiiiiiiiiiing Riiiiiiiiiiing Mit selbigen läuft er dann Riiiiiiiiiiiiing Riiiiiiiiiiing zum Wagenende hinter die automatische Glastür Riiiiiiiiiiiiing Riiiiiiiiiiing. Diese schließt nicht sonderlich schnell und so hören wir an unserem Vierertisch (alle in Lektüre vertieft) "ich bin hier im Ruhebereich und darf nicht telefonieren".

Mein Sitznachbar trocken vor sich hin: "Ja schön wär's".

Da war es mit der Ruhe für einen Moment vorbei, weil wir alle mal herzhaft lachen mussten. Also der Mitfahrer dann zurückkam, wurde er auch lächelnd in Empfang genommen. Es war ihm sichtlich unangenehm und immerhin hat er so für ein wenig Aufheiterung gesorgt und ich glaube wir waren schlußendlich alle irgendwie dankbar.

Montag, 23. April 2012

Mitfahrer S-Bahn vs. ICE

Ich möchte nicht, dass ihr denkt, ich sei so überheblich und halte mich selbst für besser als andere Menschen.

Nein, nein ich tue das nicht. Nicht mehr als andere jedenfalls. Na gut, ein kleines bisschen denke ich schon gelegentlich in schwachen Momenten, dass ich irgendwie Schwein gehabt habe und ein wenig wohlwollender ausgefallen bin als andere Menschen. Dazu später mehr.



Gehen wir halt mal vom Durchschnittsbürger aus. Schulbildung im mittleren Bereich, IQ von ungefähr 120, zwei Beine, zwei Arme, ein Kopf und so etwa 1,72m groß. Dazu meistens ausgestattet mit einem gewissen Basissatz an zwischenmenschlichen Fähigkeiten:
  • Sachen, die nicht uns gehören, machen wir nicht mutwillig kaputt
  • Andere belästigen wir nicht mehr als nötig (ok, wird seltener)
  • Wir schreien außerhalb von Karneval nicht irgendeinen Flachwitz quer durch den Raum
  • Scheiben sind nicht zum Verkratzen da sondern fürs Durchgucken
  • Unseren Namen interessiert niemanden, wir müssen den nicht überall mit Edding draufmalen
  • Kaugummis spucken wir aus und klebe sie nicht ins nächstbeste Polster
  • Wir stellen uns nicht vor die S-Bahn, damit die noch nen Moment wartet
  • Alleine reisende Frauen sind für uns normale Mitmenschen und keine "Chickas zum Klarmachen"
Was ich so tagtäglich erlebe lässt in mir eine gewisse Arroganz heranreifen. Irgendwie fühle ich mich schon zur Elite gehörend, wenn ich dem Kontrolleur/Zugbegleiter/Bilet-Manager ebenfalls einen guten Morgen wünsche (und ihn nicht verständnislos anblaffe, weil ich meine Karte doch schon mal vorgezeigt hatte) oder auf der Rolltreppe verständnisvoll rechts stehen bleiben, wenn links jemand vorbeihetzen möchte (statt denjenigen noch zusätzlich abzudrängen, weil er es so "unverschämt eilig" hat).



So richtig übel ist das übrigens in den Regional- oder S-Bahnen. Da versammelt sich wirklich das letzte Gesocks. Beschmierte Bestuhlungen, verkratzte Fenster, Proletengehabe vom Feinsten, belästigte Fahrgäste und Bahnangestellte... das ist da eher die Regel als die Ausnahme. Und die Täter sind fast immer Jugendliche oder sogar Kinder.

Das ist die Zukunft. Die zahlen irgendwann unsere Rente. Nun ja.

Sonntag, 22. April 2012

Das Lama

Ich steh so in Gedanken versunken am Bahnsteig und versuche mich voll konzentriert in mein Buch zu vertiefen, was zugegebenermaßen dank hohen Andrangs nicht immer so leicht ist.

Plötzlich fliegt rechts an mir vorbei etwas durch die Luft und landet schmatzend einen Meter vor mir. Dazu höre ich wie jemand versucht seinen Gaumen durch die Nase in die Stirnhöhle zu ziehen.

Kurz darauf dasselbe Spielchen wieder.

Ein biologisches Wunder. Ein menschliches Lama.



Oder einfach eine Pottsau, schwer zu sagen.

Samstag, 21. April 2012

Apokalyptikerin

Vor ein paar Tagen auf der Heimfahrt von Frankfurt nach Düsseldorf.

Durchsage im Zug: "Aufgrund von Personen im Gleis wird sich die Abfahrt unseres Zuges um wenige Minuten verzögern".

Mein Sitzgegenüber, eine Frau im mittleren Alter, meint dazu lautstark-meckernd: "Schon wieder, das kann jetzt gut über eine Stunde dauern" und lehnt sich demonstrativ mit verschränkten Armen zurück.

Die Apokalyptikerin ist unter uns!



Mein Sitznachbar - eine Bahnlaie - wird nervös und beginnt in sein Handy zu hämmern.

Ansonsten eine recht entspannte Runde, kaum jemand meckern, man sitzt einfach weiter in sein Buch vertieft im diesmal auch berechtigterweise so benannten Ruhebereich.

Ich denk mir noch so "ach was, maximal 10min".

Und schon rollt die Kiste wieder. Die Apokalyptikerin ist scheinbar trotzdem noch recht säuerlich, Arme immer noch verschränkt und ein Gesichtsausdruck zum Reinschl... äh... Mitleidkriegen.

Was lernen wir daraus? Wir machen uns selbst das Leben nur mies, wenn wir ständig nur vom Schlimmsten ausgehen. Und Menschen wie die Apokalyptikerin möchte ich ungerne häufiger in meinem Umfeld haben.

Übrigens, zur Info: "Personen im Gleis" sind meistens Genies, die mal eben noch über Gleise hüpfen, wenn sie es eilig haben (und dann oft genug vom nächsten Zug zerlegt werden... die Sauerei aufzuwischen dauert eben...) oder Kinder, die im Gleis spielen (und dann oft genug vom nächsten Zug[...] - liebe Eltern, wo bleibt die Erziehung!!!11eins). Die Bahn oder die Zugbegleiter oder der Lokführer können da absolut gar nichts dafür.

Freitag, 20. April 2012

Bettler-Belästigungen

Damit eines mal klar ist: Ich verstehe, dass unsere Gesellschaft manchen Menschen kaum eine Chance gegeben hat oder dass das Schicksal es mit manchen Menschen nicht gut gemeint hat.

Aber wieso muss sich eigentlich die Elite der Gesellschaft immer auf oder um den Bahnhof herum konzentrieren?

Jeden morgen stehe ich wartend am Gleis und werde von Bettlern angesprochen. Heute nennt man diese Menschen wohl eher Schnorrer oder Bedürftiger - aber die machen genau das, was das Wort Bettler so schon zusammenfasst: Betteln.


Angeblich geht es um ein paar Cent für was zu Essen. Ich verweigere jeden morgen natürlich die Abgabe, weil ich den Verdacht habe, dass es wohl eher um Alkohol, Drogen oder andere wichtige Dinge geht.

Und heute morgen mein Beweis. El Schnorri kam wieder mal vorbei und wollte ein paar Cent, weil er so Hunger hat. Ich wieder "nein" - und der Scheff macht sich genüsslich ne Kippe an. Diese Kippe kostet wohlwollend gerechnet 20-25 Cent und wie wir alle wissen ist Rauchen eine Sucht und bei einer Kippe am Tag wird es wohl nicht bleiben.

Wenn der Herr Geld für Kippen hat aber nicht für nen Brot (ein Brot kostet beim Lidl/Aldi etwa 60-70 Cent!) - dann ist es sein Problem, wenn er hungert.

Nach schlimmer finde ich persönlich Frankfurt. Alter Schwede. Da könnte man glatt ein Bettenhaus aufmachen, die Obdachtlosen haben es sich schon gemütlich gemacht mit Matratzen und Zubehör (damit ist die obligatorische Bettelschale, ne halbleere Pulle Schnapps und meistens der Hund, dem eh schon alles egal ist, gemeint). Man muss sich quasi durchkämpfen durch "Hasse ma nen Euro"- und  "habsenenpaarcentfürmich"-Monotonie.

Ja ich weiß, ich komme dafür in die Hölle, dass ich so über das Schicksal anderer spreche. Aber ich habe das Gefühl, dass, wenn ich den Jungs Geld gebe, dass das sowieso versoffen, verraucht, verheroint oder verkokst wird. Also gebe ich lieber keines - unterm Strich helfe ich damit:

Ist so ähnlich wie das Füttern von Tauben. Es gibt genug Idioten, die das täglich machen und damit die Ratten der Lüfte auch noch fleißig in ihren Untaten (zu bewundern bspw. am Zustand des Kölner Doms oder jeder beliebigen verschissenen Stadtparkbank) bestätigen. Sinnvoller wäre eigentlich die Hilfe über andere Stellen: Sozialarbeiter, Spenden für passende Einrichtungen oder selber tätig werden.

Ich gehöre zu den Menschen, die keine Lust haben ihre Freizeit für andere aufzuwenden. Gott bin ich ein Tätigkeits-Egoist mit überhöhtem Anspruch an seine Umgebung.

Donnerstag, 19. April 2012

Bahner Forum

Wer mal lesen möchte, wie so manche Verspätung zustande kommt, welche Gefahren manche Menschen eingehen, welche psychischen Probleme Zugführer und -begleiter dank der "liebevollen" Kundschaft mit sich herumtragen, dem sei das Bahner Forum ans Herz gelegt und ganz besonders dieser Themenblock.


...spätestens nach der zwanzigsten Seite wird es euch wie Schuppen von den Augen purzeln und eines klar werden: Wieso es (fast immer) absolut ungerechtfertigt ist, über die Unpünktlichkeit der Bahn zu schimpfen. Wenn überhaupt nehmt mal die anderen Fahrgäste und unsere zukünftigen Rentenzahler ins Gebet.

Mittwoch, 18. April 2012

Geänderte Zugreihenfolge

Es gibt an jedem Bahnsteig eine Schautafel, wo auf Papier gedruckte Grafiken symbolisieren, wie genau jeder Zug, der an diesem Bahnsteig halten soll, stehen wird.



Darauf erkennt der Fahrgast beispielsweise, dass der Wagen 21 im Bereich A des Bahnsteigs zum Stehen kommen wird. Oder der Wagen 31 im Bereich F. Die Bereiche sind am Bahnsteig auf große Tafeln auch für Brillenträger gut erkennbar aufgehangen.

Routinierte Fahrgäste rennen gehen so auf den Bahnsteig, dass sie im Vorbeigehen diese Wagenanzeige kurz überfliegen und den für sie passenden Bereich des Bahnsteigs ansteuern. Die Reservierung läuft auf Wagen 21, Platz 107 - also ab in den Abschnitt A.

Und dann folgt eine Durchsage, am Hauptbahnhof Frankfurt a. Main mit einer Wahrscheinlichkeit von 3 zu 5: "Bitte beachten Sie die geänderte Zugreihenfolge".

Der Laie schaut blöd in die Gegend und denkt sich, was denn eine geänderte Zugreifenfolge sein möge.

Nicht selten blickt man auch in fast schon verzweifelt wirkende Fahrgäste, die mit einem leicht wahnsinnigen Grinsen auf die 50kg-Wandschrank-Imitate mit der schmeichelhaften Bezeichnung "Koffer" schauen und sich in Gedanken vorstellen, wie sie den Gewaltakt des Transports zu einem anderen Gleis überstehen sollen. Diese Gäste denken, dass die Züge offensichtlich in einer falschen Reihenfolge im Gleis fahren und damit der zu besteigende Zug sicher an einem anderen Gleis zum stehen kommen wird (ok, keine absoluten Laien, eher Halberfahrene, die sich vorstellen können, was die Bahn so anstellt, wenn es zu voll wird).
Die 70jährige Großmutter hat kaum gehört, was die Computerstimme da gerade gesagt hat und könnte mit dieser Wortwahl sowieso nicht viel anfangen. Für sie ist der Zug das, was da gleich kommt. Egal ob der jetzt irgendwie in einer anderen Reihenfolge kommt.

Der etwas Erfahrenere weiß, dass Zugreihenfolge eigentlich die Reihenfolge der einzelnen Wagen meint. Und schlussfolgert, dass "geändert" irgendwie nach "willkürlich zusammengewürfelt" klingt. Er oder sie gerät selbstredend erst mal in Stress, weil der Bahnsteig von Bereich A bis Bereich F locker gefühlte 500m lang ist und die Haltezeit 2min beträgt - da muss schon Hochleistungssportler sein, wenn man erst nach Einfahrt des Zuges den richtigen Bereich findet. Diese Spezies ist ziemlich häufig anzutreffen - das sind die, die nach dem Einstieg ein Sauerstoffzelt und eigentlich ein neues Hemd bräuchten.

Die Halbprofis wissen schon, dass mit der geänderten Zugreihenfolge eigentlich "die Wagen stehen genau umgekehrt" gemeint ist. Wenn der einfahrende Zug aus mehreren aneinandergekoppelten Zügen besteht (bei ICEs in Stoßzeiten keine Seltenheit) wird der Halbprofi aber verwirrt: Ist damit etwa auch die Zug-Reihenfolge selbst gemeint? Geplant war, dass der Zug ab Bereich F bis Bereich A stehen soll. Im Bereich A sollte Wagen 21 stehen, im Bereich F Wagen 37. Der Halbprofi mit Sitzplatz im Wagen 21 rennt also mit steinernem Gesichtsausdruck ans andere Ende des Bahnsteigs in Bereich F.

Die richtigen Profis hingegen wissen, dass "geänderte Zugreihenfolge" heißt: Die Wagen jedes Zuges stehen genau umgekehrt aber die Züge in der richtigen Reihenfolge. Die gehen dann lässig-meckernd einfach in einen anderen Bereich. Meistens keine 200m.

Dieses Spiel ist im ICE von Frankfurt Hbf nach Dortmund praktisch jeden Tag zu beobachten. Die richtig abgekochten Zocker stehen bereits im "falschen" Bereich. Daran erkennt man die Tagespendler - die wissen das. Und wenn die mal falsch stehen, steigen diese Menschen trotzdem ein und zischen sich ein Weizen im Bistro - die wissen eben, wie es geht.

Dienstag, 17. April 2012

Raucher-Quickie

Ach so ein 2-min-Quickie. Kann mal richtig schön sein und genau das, was man gerade so braucht.



Schnelle Befriedigung und ein Gefühl, als ob man auf Wolken gehen könnte.

Natürlich geht es hier um die schnelle Raucherpause am Bahnsteig beim 2-Minuten-Zwischenstop. Was denkst du denn?

Manche Mitfahrer stellen sich 5min vor Zwischenstop bereits an die Tür - aber seltsamerweise lassen die alles am Platz liegen, was einem als Laie so wichtig vorkommt (bspw. Akten mit Kundeninformationen). Man spricht sie helfend an, dass sie ein paar Dinge vergessen haben - und erntet entgleiste Gesichtszüge in der Art "was will das von mir?".

2-min später taucht selbiger Mitfahrer dann mit einem entspannten Lächeln wieder auf.

Und stinkt zum Himmel.

Ich finds scheiße unpassend, dass die Raucherzonen in den rauchfreien Bahnhöfen der DB optimal mittig am Bahnsteig positioniert sind. So werden die Süchtigen noch darin unterstützt so eine schnelle Nummer hinzulegen - statt endlich die Sucht zu besiegen.

Montag, 16. April 2012

Ruhebereich

Wie ihr vielleicht schon wisst, gibt es zumindest bei den ICEs verschiedene Bereiche im Zug.

Beispielsweise für die Großraumwagen. So ähnlich wie ein Großraumbüro eben - viele Menschen in einer möglichst intelligenten Anordnung so zusammenpferchen, dass maximale Auslastung möglich ist. Im Gegensatz zum Flugzeug haut man sich übrigens als Normalgewachsener nicht ständig die Knie an.

Die Großraumwagen gibt es in zwei Varianten. Einmal die normale Variante. Hier kann man sich ganz normal unterhalten, Familien mit Kindern sind willkommen und nervöse Urlauber sind hier gut aufgehoben. Immerhin weiß jeder, der sich in diesen Wagen begibt, dass er oder sie an Ruhe gar nicht erst zu denken braucht. Die superwichtigen Business-Typen, Sales-Bitches und andere Machermenschen mit Telefonflat am Ohr und fehlender Kinderstube sind hier ebenfalls sehr willkommen.


Und dann gibt es die Zen-Zone. Den Ruhebereich. Also der Wagen, der für die Menschen gedacht ist, die die sanfte Fahrt im Tiefschlaf verbringen wollen. Oder die einfach in Ruhe mal so lesen möchten, dass sie nicht jeden Satz zweimal beginnen müssen (ja es gibt Sätze mit mehr als 160 Zeichen). Gelegentlich sind hier auch ein paar Langsamtipper und Hobbyfotografen unterwegs. Im Großen und Ganzen also eine Gruppe von Menschen, die weder in Partylaune noch ständig im Stress sind. Die Normalen halt.

Die Ruhebereiche sind auch deutlich gekennzeichnet: Ein durchgestrichenes Mobiltelefon und ein Finger vor dem Mund mit "Psst" daneben. Man möchte also sagen, dass der Durchschnittsbegabte - also der, der auch den richtigen Wagen am Bahnhof finden kann - diese Zeichen verstehen müsste: Telefon lautlos und Gespräche mit mehr oder weniger gesittetem Tonfall.

Leider greift in letzter Zeit aber eine große Seuche um sich. Nämlich die Seuche der Abwanderung von "Normalbereich" in "Zen-Bereich". Scheinbar haben alle Schwätzer dieser Welt genau ein Ziel: Den Ruhewagen. Selbstverständlich mit Handy, auf Lärm optimierte Laptop-Tastaturen und selbstgefälligem Gelaber oder Gockelverhalten gegenüber jungen Assistentinnen.

Ok, jeder macht Fehler. Jeder übersieht mal etwas. Deshalb können die Krachmacher ja auch freundlich auf ihren Fehler hingewiesen werden. In einer normalen Welt würde der Krachmacher sich umgehend entschuldigen, sein Tun einstellen und in Zukunft etwas rücksichtsvoller sein. In der deutschen Welt aber läuft das anders: Der Hinweisgeber wird zusammengeschissen, ignoriert oder als Witzfigur dargestellt. Das Wort "Entschuldigung" ist im Sprachgebrauch der meisten Menschen - gerade der Business-"Elite" - schlichtweg gestrichen worden. Es ist eben genau das passiert, was mit der Höflichkeit, Rücksichtnahme und Sozialverhalten ebenfalls schon passiert ist.

Und das sind dann auch gleich die Menschen, die sich bei einer angekündigten Verspätung von 3min in die Hose machen und allesamt deshalb angeblich einen superwichtigen Geschäftstermin verpassen würden. Von Zeitplanung und Pufferzeiten haben diese Jungs und Mädels noch nie was gehört.

Übrigens wurden die 3min dann während der Fahrt wieder aufgeholt. Aber statt dem zuvor belästigten Zugbegleitern jetzt auch mal die passende Entschuldigung für das Fehlerverhalten zukommen zu lassen, wird einfach fleißig weitergemeckert.

Sonntag, 15. April 2012

ICE statt Auto

In der Bahnfahrergeschichte bin ich völlig neu. Ich habe es 35 Jahre lang geschafft mich aus dem ÖPNV herauszuhalten - abgesehen von wenigen unglücklichen Jahren als Schüler. Das hatte auch gute Gründe, darüber verliere ich hier im Blog sicher mal den einen oder anderen Satz.

Dank einer beruflichen Herausforderung hat sich das aber erst einmal geändert.

Mein aktueller Auftraggeber sitzt in Frankfurt und ich selbst komme aus dem mehr oder weniger schönen Düsseldorf. Die Entfernung in Straßenkilometern beträgt so etwa 200km und die Fahrzeit ohne Berufsverkehr (also 1 Uhr morgens und die Dauerbaustelle Köln mal weggedacht) optimistische 2 1/2 Stunden mit mittlerer Geschwindigkeit - BMW- und Audifahrer schaffen die Strecke unter 2 Stunden, wenn kleinere Kollateralschäden wie Kleinwagen in der Böschung in Kauf genommen werden.

Also war für mich klar, dass ich eine Wohnung irgendwo außerhalb von Frankfurt nehmen und mich dann zwei mal in der Woche über die A3 schleppen musste (sog. "Wochenend-Heimkehrer").

Dank der lächerlichen Mietpreise in Frankfurt (Rattenloch mit Etagenklo schlappe 600 EUR), bliebt für mich armen Schlucker nur eine Wohnung 60km entfernt übrig (auch noch 500 EUR aber immerhin mit Möbeln und ohne Ungeziefer). Aber zu Fuß geht da nichts mehr. Bei Parkplatzgebühren in Frankfurt von 170 EUR Netto pro Monat entscheidet auch der schlimmste ÖPNV-Muffel irgendwann, dass eine Monatskarte und die S-Bahn so schlimm schon nicht sein werden.

Ich habe das gemacht. Und habe noch einmal gut 120 EUR im Monat für die S-Bahn-Monatskarte bezahlt.

Insgesamt lag ich also bei 620 EUR im Monat alleine für Wohnung und Pendelbahn. Dazu noch gute 200 EUR für die wöchentlichen Fahrten nach Hause und zurück. Macht monatlich insgesamt 820 Flocken.

Nach vielen Wochen mit sehr wenig Wochenende und vielen einsamen Abenden habe ich mir dann mal die Bahn-Seite angeschaut und festgestellt, dass der ICE zwischen Ddorf und Ffm nur etwas über 1 1/2 Stunden unterwegs ist. Der Normaltarif hat mir dann zwar die Socken ausgezogen - aber nach ein paar Stunden habe auch ich dann gesehen, dass man mit der Bahncard 100 für flockige 350 EUR im Monat jeden Tag pendeln könnte.

Also habe ich das Experiment gewagt und bin auf die Bahn umgestiegen. Seitdem erlebe ich aus erster Hand, was ich vorher nur vom Hörensagen her kannte. Und ich war überrascht wie sich meine Eindrücke von denen anderer unterscheiden.

Deshalb schreibe ich hier. Ich will euch an meinen Eindrücken teilhaben lassen. Wenn es niemand lesen möchte - auch gut. Dann ist es eben mein Tagebuch.