Sonntag, 15. April 2012

ICE statt Auto

In der Bahnfahrergeschichte bin ich völlig neu. Ich habe es 35 Jahre lang geschafft mich aus dem ÖPNV herauszuhalten - abgesehen von wenigen unglücklichen Jahren als Schüler. Das hatte auch gute Gründe, darüber verliere ich hier im Blog sicher mal den einen oder anderen Satz.

Dank einer beruflichen Herausforderung hat sich das aber erst einmal geändert.

Mein aktueller Auftraggeber sitzt in Frankfurt und ich selbst komme aus dem mehr oder weniger schönen Düsseldorf. Die Entfernung in Straßenkilometern beträgt so etwa 200km und die Fahrzeit ohne Berufsverkehr (also 1 Uhr morgens und die Dauerbaustelle Köln mal weggedacht) optimistische 2 1/2 Stunden mit mittlerer Geschwindigkeit - BMW- und Audifahrer schaffen die Strecke unter 2 Stunden, wenn kleinere Kollateralschäden wie Kleinwagen in der Böschung in Kauf genommen werden.

Also war für mich klar, dass ich eine Wohnung irgendwo außerhalb von Frankfurt nehmen und mich dann zwei mal in der Woche über die A3 schleppen musste (sog. "Wochenend-Heimkehrer").

Dank der lächerlichen Mietpreise in Frankfurt (Rattenloch mit Etagenklo schlappe 600 EUR), bliebt für mich armen Schlucker nur eine Wohnung 60km entfernt übrig (auch noch 500 EUR aber immerhin mit Möbeln und ohne Ungeziefer). Aber zu Fuß geht da nichts mehr. Bei Parkplatzgebühren in Frankfurt von 170 EUR Netto pro Monat entscheidet auch der schlimmste ÖPNV-Muffel irgendwann, dass eine Monatskarte und die S-Bahn so schlimm schon nicht sein werden.

Ich habe das gemacht. Und habe noch einmal gut 120 EUR im Monat für die S-Bahn-Monatskarte bezahlt.

Insgesamt lag ich also bei 620 EUR im Monat alleine für Wohnung und Pendelbahn. Dazu noch gute 200 EUR für die wöchentlichen Fahrten nach Hause und zurück. Macht monatlich insgesamt 820 Flocken.

Nach vielen Wochen mit sehr wenig Wochenende und vielen einsamen Abenden habe ich mir dann mal die Bahn-Seite angeschaut und festgestellt, dass der ICE zwischen Ddorf und Ffm nur etwas über 1 1/2 Stunden unterwegs ist. Der Normaltarif hat mir dann zwar die Socken ausgezogen - aber nach ein paar Stunden habe auch ich dann gesehen, dass man mit der Bahncard 100 für flockige 350 EUR im Monat jeden Tag pendeln könnte.

Also habe ich das Experiment gewagt und bin auf die Bahn umgestiegen. Seitdem erlebe ich aus erster Hand, was ich vorher nur vom Hörensagen her kannte. Und ich war überrascht wie sich meine Eindrücke von denen anderer unterscheiden.

Deshalb schreibe ich hier. Ich will euch an meinen Eindrücken teilhaben lassen. Wenn es niemand lesen möchte - auch gut. Dann ist es eben mein Tagebuch.

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