Mittwoch, 30. Mai 2012

Nonstoptratschweib

Das war heute morgen wirklich die bisher schlimmste Labertante, die mir je untergekommen ist.

Ohne groß Luft zu holen hat sie von Köln bis Frankfurt Hbf durchgesabbelt. Und zwar in einer penetrant-nervigen und lauten Stimmlage. Ihr Kollege, beide von einer großen Kaufhauskette, kam nur hin und wieder mal als Stichwortgeber zu Wort.

Am Frankfurter Flughafen (also kurz vor Frankfurt Hbf) steigt dann noch eine weitere Tante ein, ebenfalls von dieser Kaufhauskette und gesellt sich an den Nachbartisch - und beginnt ebenfalls einen Wasserfall abzulassen. Sie hat ein Kind, dass gerade das Seepferdchen gemacht hat, Ameisensäuresalbe brennt wie Stichflammen auf dem Rücken, Labertante 1 hat gestern 30 EUR bei der Apotheke für Rückenschmerz-Zeug ausgegeben, der Mann von Labertante 2 hat erst mit 8 sein Seepferdchen gemacht, die neue Kollektion von der Kaufhauskette wird in den Farben Hässlich-Grün-Magenta und Schwarz-Hässlich-Grün und Grün-Gelb und noch ein paar anderen Geschmacklosigkeiten auf den Markt kommen... etc... pp... *sülz*

Das habe ich alles gehört durch Ohrstöpsel hindurch.

Manchmal kommt man vor lauter kotzen mit dem Essen nicht mehr nach.

Die eigentliche Frage ist: Woher kommen diese ganzen Spacken eigentlich, wieso fahren die alle im Ruhebereich meines ICEs, wieso müssen manche Frauen morgens um 6 schon dermaßen Rededurchfall haben, wieso müssen (vermutete) Firmengeheimnisse quer durch die Bahn gebrüllt werden und wieso sitze ich immer in diesem verdammten Pack fest.

Dienstag, 29. Mai 2012

Asiatischer Koffer-Tick

Heute morgen schon wieder eine winzige Asiatin mit riesigem Koffer. Wuchtet das Teil quer durch den Zug, putzt dabei sämtliche Schuhe und Knie beseite, die ein unvorsichtiger Gangsitzer hat hängen lassen können.


Zusammen mit diesem debil-blöden Dauergrinsen zockelt dieses Frauchen dann kilometerweit durch den Zug (es ist völlig ausgeschlossen für des Deutschen mächtigen Mitmenschen mal den Zugstandsanzeiger zu konsultieren) und erscheint schließlich direkt neben meinem Platz. Ich ziehe diese Menschen schlicht an, habe ich mich mit abgefunden.

So ungefähr 15min vor Ausstieg wird dann der Koffer aus der erhöhten Kofferablage/dem Kofferregal wieder hervorgewuchtet und dank hohem Eigengewicht dem direkt daneben sitzenden Zeitgenossen in die Seite gependelt. Der schreckt aus dem Tiefschlaf hoch und sie - Überraschung - grinst nett und guckt auf den Boden. Er rollt mit den Augen und versucht irgendwie schief lächelnd den Schmerz wegzudenken.

Dann rollt der Kofferzug nebst Lastesel zum möglichst entfernt liegenden Ausgang.

Irgendwann schlendere ich dann auch mal Richtung Ausgang und hab das Packwunder direkt vor mir. Hinter mir gesellt sich eine Dame dazu, die dann der Asiatin entgegensouffliert, dass sie (die Asiatin) nur wenige Minuten zum Umsteigen hätte und einmal quer durch den Bahnhof rennen müsse.

Da stellen sich dem ambitionierten Amateur doch direkt mal zwei Fragen:
  1. Wieso müssen eigentlich gerade Frauen immer so eng buchen, dass sie quasi nur rennend den Anschlusszug erreichen (merke: Wir hatten keinerlei Verspätung)?
  2. Wieso weiß der halbe Zug über die Umstiegspläne bescheid (also: Wieso erzählen Frauen jedem, der es nicht hören will, alles, was so durch die Gehirnwindungen schweift)?
  3. Seit wann gibt es Möhrchen in (Süßigkeiten-)Tüten, die dann über eine Stunde lang eine nach der anderen geknabbert werden muss?

Ok, sind drei Fragen geworden. Aber so ist das Leben. Mehr Fragen als man Antworten geben könnte.

Freitag, 25. Mai 2012

Damit das nicht falsch im Raum steht

Falls die letzten Tage die Mecker-Postings etwas überhand gewonnen haben, so muss ich dazu eines sagen.

Stimmt.

Das liegt eben in meiner Natur. Ich finde vieles an unserer Gesellschaft total daneben und muss mir eben immer wieder mal Luft machen. Klar könnte ich mir auch die recht verbreitete Einstellung "mir-doch-egal" zulegen - aber das will ich nicht.

Jetzt wird es etwas tiefenpsychologisch, aber bitte nicht wegschalten. Die "mir-doch-egal"-Einstellung wird von manchen unseriösen Therapeuten empfohlen, weil es den eigenen Stresspegel senken würde. Wenn einem die Dinge ernsthaft nicht interessieren, besteht für die Psyche ja kein Grund sich damit zu beschäftigen oder sogar - Gott bewahre - Stress zu empfinden. Wir haben doch schon genug Stresspegel durch Autofahren, Einkaufen oder durch die Olle mit Schuhtick.

Anderer Therapeuten raten dazu man solle sich den Frust unmittelbar von der Seele reden und ihn damit unschädlich machen. Das praktizieren wir alle, wenn wir mit dem 4-Rad unterwegs sind. Man sieht selten so viele meckernde Monologisten auf einmal, wenn man im Stau steht.

Beides funktioniert irgendwie nicht. Ersteres zerstört durch Teilnahmslosigkeit die Gesellschaft, die darauf angewiesen ist, dass wir uns in gewisser alle miteinander abfinden/beschäftigen. Das zweitere führt nur zu merkwürdigen Vorhaltungen, wenn man das außerhalb des Stahlcontainers probiert - wer kennt nicht mindestens ein Exemplar Mensch, dass durch laut vor sich hin fluchende Merkwürdigkeiten aufgefallen ist.

Deshalb schreibe ich darüber. Ich möchte nicht den ganzen Tag schlechte Laune haben und Ignorant gegenüber anderen möchte ich auch nicht sein. Selbst wenn die Themen ein bisschen redundant sein sollten, liegt das eben in der Natur der Dinge. Gewisse Zustände sind eben jeden Tag nervig und ich nehme mir dann die Freiheit die so oft ich das möchte anzusprechen.

Trotzdem liebe ich das Bahnfahren immer noch.

Ich habe jetzt ingesamt über 2.000 Buchseiten gelesen, etliche Tageszeitungen durchgearbeitet und viele lustige und interessante Begegnungen gehabt. Klar wurde ich auch in meinem Vorurteilen gegenüber bestimmten Stereotypen bestätigt - aber das war doch eigentlich klar :)

Man wird dreister

Jeder Bahnfahrer, der größere Bahnhöfe nutzen muss, kennt die regelmäßigen Schnorrer-Attacken.

Meistens geben sich die Jungs (und wenigen Mädels) ja ein bisschen Mühe und versuchen bedürftig zu wirken. Manche werden sogar kreativ und besorgen sich Rollatoren... wie der in Düsseldorf, der jeden morgen gut zu Fuß ist und an einem Tag plötzlich einen Rollator dabei hatte und den Tag drauf wieder nicht.

Heute morgen aber hat der junge Herr Schnorrer irgendwie was falsch verstanden. Steckt sich ne Kippe an und latscht dann quer über den Bahnsteig. Mal abgesehen davon, dass es - verdammt noch eins - extra sehr zentral liegende Raucherbereiche gibt, hustet er mir den Mist ins Gesicht, weil er mich ja noch unbedingt anquatschen muss.

Ob ich ein paar Cent für Essen für ihn hätte.

Ich glotz blöd auf die Kippe, denk mir "ja klar dafür hasse Geld aber hast angeblich Hunger" und geb meinen Standardspruch "Nein" an.

Ach kommt eih. Das könnt ihr besser. Wenn ihr schon jeden belästigen müsst, der eigentlich nur auf seinen Zug wartet, dann wenigstens ein bisschen kreativer. Dreist ist nicht immer besser -.-

Und noch eine Bitte. Gebt diesen Leute kein Geld. Das sind fast immer Drogenabhängige, die dringend richtige Hilfe brauchen (die ja auch angeboten wird). Aber mit Geld unterstützt ihr nur die Verbrecher in Kolumbien. Und selbst wenn es keine Junkies sind können die sich auch von Amts wegen helfen lassen (ja das ist da sicher kein Vergnügen, ist aber immer noch besser als nichts).

Donnerstag, 24. Mai 2012

Rücksicht - was ist das?

Gestern musste ich kurzfristig einen anderen Zug nach Hause nehmen und deshalb auf das Sonderkontingent für bahn.comfort-Kunden zugreifen. Das sind die Sitze im Wagen, die mit "ggf. freigeben" markiert werden - leider nicht ganz eindeutig, dieser Schriftzug wird auch gesetzt, wenn die Reservierungen verbummelt wurden.

Na jedenfalls.

Auf meinem Platz saß gestern schon jemand. Eine ältere Frau, sie sprang praktisch sofort auf und entschuldigte sich. Ich erwähnte, dass das mein Platz sei - und in diesem Moment sprach mich eine andere Mitreisende an, dass neben ihr der Platz noch frei wäre. Also habe ich mich dorthin gesetzt. War genau gegenüber der Dame und ihres Partners.
Wir kamen kurz ins Gespräch und so erfuhr ich, dass die beiden eigentlich feste Plätze reserviert (schräg gegenüber von uns) aber von dort aus keine direkten Blick durch ein Fenster hatten. So lange sie niemandem den Platz wegnehmen würden, wollten die beiden halt woanders sitzen.

Also eigentlich keine große Sache.

Eine Station später stiegen die nächsten Gäste zu, darunter wieder jemand, der den anderen Platz neben der Frau reserviert hatte und (zu Recht) darauf bestand, dass er seinen Platz auch nutzen möchte.

Die beiden stehen also wieder auf. Dabei bemerke ich, dass beide schwer Gehprobleme haben und sich kaum richtig halten können. Glücklicherweise sind deren eigentliche Plätze ja direkt schräg gegenüber.

Die Plätze waren zwischenzeitlich natürlich schon besetzt. Also sprach die Frau die beiden dort sitzenden freundlich an und erklärte die Situation.

Die Reaktion: "Aber an der Anzeige steht nichts mehr, jetzt ist ihr Platz halt verfallen".

Und die beiden A-Geigen blieben sitzen. Beides junge Menschen, maximal 25.

Ich war schon drauf und dran meinen Platz zu räumen, weil der Zug wirklich voll war. Aber dann haben die beiden irgendwo am Abteilende wohl noch Plätze gesehen.

Was mich daran so richtig anpisst:

  1. Die beiden jungen Leute hatten keinerlei Recht ihren Platz zu behalten, so etwas wie "verfallen" gibt es nicht, wenn der Platz korrekt reserviert war. Die Reservierung läuft über eine komplette Strecke.
  2. Je jünger desto blöd - trifft leider immer wieder zu. Dieser extreme Egoismus ist in meiner Generation noch unterentwickelt, bei älteren fast unbekannt. Ich erlebe täglich, wie extrem unfreundlich viele junge Menschen zu ihren (älteren) Mitmenschen sind. Das beginnt bei ohrenbetäubendem Lärm aus den Kopfhörern, Füße auf den Sitzen (das macht niemand über 40 - oder??), lautstarkes Herumgeprolle bis hin zu Remplern ohne Entschuldigung, Unfreundlichkeit und Unhöflichkeit.
  3. Es interessierte offensichtlichen niemanden, dass die beiden echt Schwierigkeiten hatten.

Ich hätte mir wirklich gewünscht, ich hätte aufstehen können. Und das nicht, weil ich mich dann gut gefühlt hätte. Sondern weil ich lautstark zur Kenntnis hätte bringen können, dass ich eben für die beiden rücksichtslosen Einspringen möchte.

Hätte genau gar nichts geändert, vermutlich nur Kopfschütteln und Unverständnis. Aber es wäre richtig gewesen.

Es gibt Tage an denen ich mich ernsthaft frage, was aus unserer Gesellschaft mal werden wird. Kann eigentlich nur den Bach runtergehen.

P.S. Ja ich weiß, dass es auch andere junge Menschen gibt.

Besäufnis in der Bahn

Der neue Trendsport.

Hardcoresaufen im ICE.


Und das geht so:

Man nehme zwei mittelmäßig begabte Zeitgenossen.
Beide werden mit einem Jägermeister und einer 0,5l-Dose Bier ausgestattet.
Auf Kommando wird der Schnapps gekippt und die Dose aufgebrochen.
Und dann wird gezogen was das Zeug hält.

Wenige Minuten später ist dann der Pegel hoch genug gestiegen, dass man fröhlichlachend das halbe Abteil unterhält.

Glücklicherweise beides keine Fußballfans, also blieb uns die Randale erspart.

Montag, 21. Mai 2012

Asiatische Kofferkünstlerin

Heute morgen kurz vor Frankfurt.

Neben mir weckt mich eine hüpfende kleine asiatische Schönheit auf. Im Schlepptau ein Koffer größer als sie selbst.


"Das da ist mein Platz", sie zeigt auf den Platz neben mir.

"Aha, ok, kein Problem". Ich steh halt auf.

Sie wuchtet den Koffer neben den Gangsitz und murmelt "der kann ja hier stehen bleiben?". Mein Blick auf den Gang (gefühlte 60cm breit) und den Koffer (locker 40cm tief) - dann "äh ich glaub das ist keine so gute Idee, das wird was eng hier". Eine andere Frau mit (winzigem) Rollkoffer, die eigentlich noch aussteigen möchte, meint "da komme ja noch nicht mal ich vorbei mit meinem Köfferchen". Währenddessen hat die Asiatin es sich schon mal auf ihrem Platz gemütlich gemacht.

"Da hinten gibt es extra Kofferablagen, die Holzkastendinger", mein ich mal Hilfe anbietend. Sie schaut in gezeigte Richtung (Luftlinie ca. 3m entfernt), schüttelt den Kopf und zeigt auf die Gepäckablage oben über den Sitzen.

"Können Sie den da...?"

Ich hebe also den Koffer an, bzw. versuche es. Der ist richtig schwer und lässt mich wieder mal daran zweifeln, ob 20kg Freigepäck für jeden Fluggast gilt oder ob es Ausnahmen für Frauen mit Schuhtick gibt... wie auch immer: "Nein sorry, der ist mir zu schwer" - "ich könnte helfen" *sie ist ungefähr 90cm groß und könnte wohl maximal meinen Gürtel festhalten* - "äh"

Und dann... "na gut, stehe ich eben" - und wuchtet den Koffer auf ihren Sitzplatz am Fenster. Naja, jedenfalls versucht sie es, das Gewicht ihres Koffers ist mehr als ihr Körpergewicht, entsprechend merkwürdig sah das aus "ich mach den dann auf den Tisch"... Ungläubliche Blicke jetzt auch von ein paar mehr Fahrgästen... ich schüttel dann auch langsam mal den Kopf...

Der andere Teilnehmer am Vierertisch meinte dann auch "wieso tun Sie den Koffer nicht dahin wo dafür extra Platz ist".

Sie hat dann doch ein Einsehen. Also Koffer wieder vom Sitz runter und in den Gang gewuchtet. Der Gang ist mittlerweile leer, die anderen Gäste sind ausgestiegen. Sie versucht den Koffer irgendwie zur passenden Ablage zu rollen, scheint schwierig gewesen zu sein.

Dann versucht Sie den Koffer in das Regal zu legen... ich bin dann doch noch mal hin und hab mir mein Kreuz ruiniert.

Ihr habe ich heute meinen Frühsport zu verdanken ;)

Donnerstag, 10. Mai 2012

Pringlesman

Oder, wie ich ihn liebevoll gerne nenne, "der Nonstopfresssack".

Diese Spezies ist gekennzeichnet durch eine Stange Chips ("Pringles"), einem nicht unerheblichen extrem haltlosen Appetit und einer Neigung unbedingt alle anderen Fahrgäste an seiner Vorverdauung im oberen Geschoss teilhaben lassen zu müssen.

Wenn man ein bisschen Essen möchte oder sich gelegentlich mal ein Bonbon oder so reinzieht - damit können wir alle gut leben, wir haben alle mal Hunger.

Aber muss man unbedingt 10min nonstop eine Chip nach der nächste Reinschieben und dabei die vorherige noch nicht mal runtergeschluckt haben? Muss man wirklich so lautstark und mit offener Belüftung kauen, dass sich die Sitznachbarin schon angeekelt wegdreht?

Ich muss zugeben, dass ich Essgeräuschen gegenüber nicht besonders aufgeschlossen bin. Anders ausgedrückt: Ich könnte ausrasten, wenn jemand lautstark futtert oder einfach nur die ganze Zeit am Fressen ist.

Für manche mag es überhaupt nicht nachvollziehbar sein, wie man sich über das vermeindlich harmlose Essgeräusch so erregen kann. Dazu die einfache Frage: Wieso respektiert mein Gegenüber mich dermaßen wenig, dass es ihm scheißegal ist, wenn er mich durchgehend mit seinen Nebengeräuschen belästigen muss?

Die konkrete Situation gestern hatte den Charme, dass derjenige auch noch die Chips einfach so schnell nacheinander eingeladen hat, dass er vermutlich überhaupt keinen Geschmack erleben konnte. Ich will ja nicht behaupten, dass Chips vergleichbar mit einem 2-Sterne-Hauptgang sein könnten - aber wieso überhaupt essen, wenn es eigentlich nur auf das Fett und die Kohlenhydrate ankommt? Dann täte es auch nen Stück Butter und nen bisschen Brot.

Als die XXL-Stange Pringles dann irgendwann scheinbar leer war, wurden wir erlöst.

Ganz ernsthaft übel an der Situation finde ich aber, dass ich den Menschen an sich nach wenigen Momenten extrem unsympathisch fand - ich kenne den Herrn noch nicht mal genauer. Aber so rücksichtsloses und maßloses Verhalten geht mir extrem gegen den Strich.

Nicht von ungefähr ist Maßlosigkeit auch eine der 7 Todsünden.


Dienstag, 8. Mai 2012

Die Zutexterin

Kind mit Mutter steigt ein, selbstredend mit Gepäck für 3 Monate und halbem Kinderzimmer.

Und Mutter sabbelt ohne Punkt und Komma auf das Kind ein. Wenn ihr nichts besseres einfällt einfach "alles gut?" (mir war nach dem 15ten Mal danach "ja alles gut, halt's Maul" zu rufen - habs aber gelassen).



Das Kind antwortet auf die meisten Dinge schon nicht mal mehr.

Totale Reizüberflutung.

Bei der Erziehung von Hunden weiß mittlerweile auch der Durchschnittsbegabte, dass verbales Draufhalten absolut gar nichts bringt. Und beinahe alles aus der vernünftigen Tiererziehung gilt auch für Menschen bzw. umgekehrt.

Wir bekommen also wieder mal eine wunderbar verzogene Rentenzahlerin.

Vielen Dank liebe Zutexterin.

Disclaimer: Mir geht es im Grunde sonstwo vorbei, wie viel jemand seine Kinder zusülzt und wie die Kinder damit umgehen ("*tüütüütüü* kein Anschluss unter dieser Nummer"). Aber mir geht es nicht sonstwo vorbei, wenn ich fast eine Stunde lang mit diesem Mist zugeflüstert werde.

Montag, 7. Mai 2012

Gangsteher

Jeder kennt diese Menschen.

20 Minuten vor der Ankunft werden sie langsam unruhig. Rutschen schon ein wenig im Stuhl hin und her, schauen immer wieder mal auf die Uhr und betrachten abschätzend das Gepäcknetz und das darin verstaunte Übergewicht ÜbergGepäck.

15 Minuten vor dem Anhalten wird dann leise zum Nachbarn geflüstert "dürfte ich mal grad...". Und gemeint ist damit "dürfte ich mal grad durch". "Na klar". Dann wird fleißig am Gepäck herumgebastelt und die Lektüre, der PC, die Butterbrotdose, die 2l-Maxi-Colaflasche, die Thermoskanne, das Privathandy, das Diensthandy und der obligatorische Fahrtenausdruck von der Onlinebuchung verstaut.


10 Minuten vor dem Aussteigen macht sich am anderen Wagenende der Fahrkartenkontrolleur lautstark mit "Die Faaaaaaaaahrkartn biddeeeee" oder "Isthiernochjemandzugestiegen" bemerkbar. Das bereits im Gang stehende Nervenbündel nestelt im gerade gepackten Koffer herum und zieht einen recht verknüddelten A4-Bogen heraus.

 (das ist zwar im Flieger - aber da ist es ja quasi genau so; abgesehen davon, dass die ersten Gurte schon knallen, wenn der Flieger gerade mehr oder weniger beherzt aufgeschlagen wurde)

5 Minuten vor der Final Destination kommt der Fahrtenkontrolleur näher, während der Gangsteher schon mit den Hufen in Richtung Tür scharrt. Man sieht die Gedanken "wieso gehen die da vorne nicht", "ich komme bestimmt nicht rechtzeitig raus", "will sonst niemand aussteigen", "och uns jetzt noch die Fahrkarten", "hab ich alles" und "*tilt*".

2 Minute vor Türöffnung geht es dann zur Sache. Der Gangsteher schiebt den vor sich befindlichen Gangsteher ein wenig an - schließlich muss man ja langsam mal aufrücken. Der Umgangston wird etwas härter "darf ich MA DURCH" - "ich steh doch AUCH hier!". Der Kontrolleur hat sich schon längst aus dem Staub gemacht, die Fahrtkarte befindet sich aber noch in der zusammengeballten Faust. Schweißperlen auf der Stirn.

Wie ein Sektkorken geht die Tür auf und es ergießt sich der Strom der Gangsteher auf den Bahnsteig. Als der Gang dann langsam leerer wird, packen lässig die anderen Fahrgäste ihre Sachen und schlendern zur Tür.

Im ICE wurde noch nie jemandem die Tür vor der Nase zugehauen. Wir sind hier nicht in der S-Bahn.

Speisewagen wider Willen

Es gibt Menschen, die haben morgens so richtig Hunger - und haben es sehr, sehr eilig.



Drei von dieser Sorte waren heute morgen in meiner unmittelbaren Umgebung. Scheinbar hat es weder Zuhause noch auf dem Bahnsteig dazu gereicht das Frühstuck zu sich zu nehmen - es musste im ICE verzehrt werden.

Das wäre ja im Prinzip keine große Sache.

Wenn da nicht der Wasa-Mann persönlich im Zug gesessen und locker 25min ein Knäckebrot nach dem nächsten gefuttert hätte. Oder der Kochschinken der Damen nicht so dermaßen nach Schwein gestunken hätte, dass einem schlecht wird: Ich bin kein Vegetarier noch habe ich sonderlich gute Geruchsnerven.

Oder ich könnte von den drei Jugendlichen Genies erzählen, die darüber berichtet haben, dass beim letzten Ausflug "Die Fette" so dermaßen viel "Sch**sse" gelabert hat, dass es nur einen Herrn Wayne interessieren würde. Mal abgesehen davon, dass mich (und ungefähr 15 weitere Menschen) dieser Mist auch überhaupt nicht interessiert hat, spricht es mal wieder Bände, was da los war: Füße so weit ausgestreckt, dass das Einsteigen zu einem Limbotanz wird und Rucksack unter, auf und neben dem Körper.

Aber lieber wieder zurück zum Wasa-Mann. Der hat nämlich auch dem Reinigungspersonal ordentlich was abgegebenen. Von den Resten am Boden wäre locker noch einer satt geworden. Und selbstverständlich hat Mann von Welt heute auch noch einen 2-Liter-Termoskannen-Kanister Tee im Gepäck.

Der Tag fängt also - ohne Spott - voller interessanter Erfahrungen an.

Freitag, 4. Mai 2012

Büroersatz

Vorschlag für eine neue Werbekampagne der Bahn:

"Kommen Sie zu uns in den Ruhebereich des ICEs. Die Vierertische eignen sich hervorragend als Konferenztisch. Anschlussmöglichkeit für drei Laptops und Ablage mehrere Ordner problemlos möglich."

Ich glaube ja die 4 Deppen heute morgen am Nachbartisch haben diese Werbung schon gesehen und direkt mal umgesetzt.


Dass die dabei ungefähr 30 Leuten tierisch auf den Sack gegangen sind, stört ja nicht weiter. Die Lautstärke war derart übertrieben hoch, dass selbst Ohrstöpsel diesmal keine große Wirkung hatten.

Natürlich frage ich mich, wieso von den 30 Leuten (einschließlich meiner Selbst) eigentlich niemand etwas gesagt hat. Vermutlich deshalb, weil man heutzutage ein eingetretenes Gesicht riskiert, wenn man fremde Menschen um etwas Rücksicht bittet.

Immerhin weiß ich jetzt, dass der Kunde lieber 6m breite Rolltore möchte und ein Herr S. (Name der Redaktion bekannt) ein totales Weichei ist und Herr T. (Name ebenfalls der Redaktion bekannt) dafür bekannt ist, sich nie festzulegen. Kunde I. (Name auch wieder bekannt) hat sowieso keine Ahnung und die dort beschäftigen Mitarbeiter brauchen dringend die Helden am Vierertisch.

Wenn ich jetzt richtig mies wäre würde ich die Namen ausschreiben. Das wäre irgendwie angemessen, wenn man schon so extrem rücksichtslos ist. Aber das wiederum darf ich ja vermutlich nicht (von wegen Rufschädigung und so).

Ist schon manchmal schön hier. Rücksichtslos und scheiße sein ist erlaubt, die Wahrheit sagen ruckzuck nicht mehr.

Aber immerhin will die Bahn jetzt hochoffiziell beantragen, dass sie Gästen, die sich komplett daneben benehmen, zusätzlich zum Rauswurf aus der Bahn noch ein Bußgeld abnehmen darf. Wenn es nach mir ginge hätten die auch gleich mal ein Bußgeld für "Maul aufreißen im Ruhebereich" beantragen dürfen.

Donnerstag, 3. Mai 2012

Verspätung mit Olympiaspurt

Heimfahrt von Frankfurt nach Düsseldorf, kurz nach Köln.

Wir werden immer langsamer und stehen schlussendlich am äh "schönen" Bahnhof Leverkusen.


Durchsage aus dem Off: "Aufgrund von Personen auf dem Gleis[...]In 10 Minuten geht es weiter".

Ok. Eigentlich keine große Sache. Wenn mein Anschlusszug nicht ungefähr 10 Minuten nach planmäßigen Eintreffen abfährt. Und dieser fährt 5 Gleise weiter ab. Ich rechne also damit, dass ich auf den nächsten Bimmelzug warten muss (etwa 25 Minuten).

Wir fahren in Düsseldorf ein und laut meiner Handyuhr sind noch gut und gerne 2 Minuten bis mein Anschluss abfährt. Ich bereite mich innerlich also auf einen grandiosen Olympiaspurt vor (bei einem negativen Körper-Leistungs-Index schwierig; anders ausgedrückt: Zu dick, zu wenig Sport).

Pumpe fährt schon mal auf 150 Schläge pro Minute. Atmung wird hechelnd.


Die Anspannung wächst, der Zug wird langsamer.

Schweißausbrüche kündigen den bevorstehenden Gewaltakt an.

Tür geht auf, nachdem der grüne Öffnenknopf von mir beinahe durch die Verkleidung gedrückt wurde.

Trolley in den Arm. Raus auf den Bahnsteig, Treppe selbstmörderisch halbspringend runter.

Mit starrem Voldemort-Blick die entgegegenströmenden anderen Reisenden beiseite fluchend zum Bahnsteig gefühlte 500m weiter.

Treppe mit jeweils zwei Stufen auf einmal nach oben.

Bis ungefähr zur 6. Stufe.

Da möchte mein Körper doch mal wieder Sauerstoff bekommen und ich verfalle in einen erstickungstot-ähnlichen Hechelzustand. Bäche von Schweiß fluten meine Hautoberfläche, rote Farbe wird kiloweise in meine Haut gepumpt.

Die letzten gefühlten 2.372 Stufen hoch zu meinem Gleis muss ich noch irgendwie hinkriegen. Mein Trolley ist definitiv zu voll, morgen lasse ich meine ganze Bibliothek zuhause.

"Eine Stufe auf einmal, das geht irgendwie" - selbstmotivierende Mantras helfen wenig, meine Muskulatur beschwert sich nach 15 Sekunden Belastung ob der völlig ungewohnten Bewegungsfrequenz.

Noch wenige Meter rauf auf den Bahnsteig. Keine Ahnung woher mein Körper gerade versorgt wird, aber durch den Mund kommt offenbar nicht genug Sauerstoff, ich kriege schon Flimmern vor den Augen.

Endlich oben. Blick auf die Anzeige.

"VERDAMMT NOCH MAL" rutscht es mir raus.

Der Anschluss hat +5 Minuten.

Alte Menschen

Momentan scheine ich das echt gepachtet zu haben.

Aber das stört mich absolut überhaupt nicht.

Alte Menschen kontaktieren mich. Ich gehöre zwar definitiv und ohne falsche Bescheidenheit nicht zur Generation 60+ (eher so 30+), aber scheinbar spricht mein Äußeres für eine gewisse Affinität zu Seriösem (Hemd aus der Hose, Jeans, Tattoos... aber mega-businessmäßiger Trolley, der wird es sein).

Heute wieder. Ob es denn wohl der Wagen N sei, spricht mich eine nette ältere Dame an.

Ich "ehrlich gesagt weiß ich das nicht, das Schild am Wagen hat kein Licht, aber er müsste es sein - ich will jedenfalls auch in den Wagen N".

Eine weitere Passantin klingt sich in das Gespräch mit dem konstruktiven Beitrag "Ist das der Wagen N?" - ich wiederhole meine Bandansage lächelnd. Wir beschließen gemeinsam zu Dritt, dass wir im Zweifel eben gemeinsam quer durch die 800 Meter Zug latschen müssen, wenn wir uns irren.

Die ältere Dame lasse ich natürlich vor mir einsteigen, nachdem die Wichtigsten bereits im Zug verschwunden sind.

Sie versucht verzweifelt ihren Koffer irgendwie neben sich hoch zu wuchten. Kurzerhand packt einer (ich) mit an und hebt das in der Tat recht schwere Gerät nach oben.

Oben wieder "woher wissen wir denn jetzt, ob das der richtige Wagen ist" - "auch hier drin sind die Lichter aus, ich schlage vor wir brüllen mal rum, ob das Wagen N is..." - wird werden unterbrochen von Person 4: "Jap, das ist der Wagen N".

Prima. Also suchen wir alle unsere Plätze. Wie es der Zufall so will kommt die Dame hinter mir zum Sitzen. Jedenfalls versucht sie es und schaut völlig verzweifelt auf ihren Koffer und den engen Gang und den minimalistisch ausgeprägten Platz vor ihrem Sitzplatz.

"Soll ich den Koffer mal nach oben hieven?"

"Der ist aber wirklich schwer"

"Kein Ding, ich habe eigentlich eine grüne Hautfarbe, bin ein wenig dämlich und reiß mir gerne die Klamotten vom Astralkörper"

"Ich probiere es mal"

Ok - wir sind glücklich und zufrieden. Ich muss mir jetzt meine Bandscheiben wieder in den Rücken drücken, aber das geht schon bei der bequemen Bestuhlung im ICE.

Anti-Utz-Tipp

Wenn dir das lautstarke Herumgeprolle der Gehörlosen auf den Keks geht, hast du drei Möglichkeiten:

  1. Aussteigen und mit dem eigenen Auto fahren
  2. Dem Mitfahrer den Kopfhörer inkl. zugehörigem Mobilcomputer dahin stecken, wo es sehr dunkel ist
  3. Eigene Ohren abdichten

Da Variante 1 nicht im Sinne des Erfinders ist und Variante 2 zwar in Gedanken manchmal richtig gut tut aber gesellschaftlich geächtet ist, bleibt nur Variante 3.



Hier gibt es dann auch leider wieder mehrere Möglichkeiten:

  1. Finger bis zum Anschlag in die Ohren einführen und hoffen, dass man die wieder herauskriegt
  2. Superdichte InEar-Kopfhörer in Studioqualität mit Schaumstoffdichtungen in die Ohren drehen (natürlich ohne eigene Musik)
  3. Mickey-Mäuse wie auf einer Baustelle tragen
  4. Das Original Ohropax
Im Selbstversuch habe ich es heute mit Nummer 2 probiert, da ich solche noch bei mir herumliegen hatte.



Als der Sitznachbar wieder unverhältnismäßig dröhnend einen Podcast über Politik gehört hat (ja ich hab mithören können - schon sehr laut), habe ich meinen Kopfhörer von meinem MP3-Player demonstrativ abgenommen (er muss es gesehen haben) und dann in die Ohren gestöpselt. MP3-Player dann ohne angeschlossene Gerätschaften auf den Tisch gelegt. Spätestens jetzt hat er es gemerkt - aber es war ihm völlig schnurz.

Ich hatte Ruhe. Aber hinterher Ohrenschmerzen.

Utz utz utz utz utz

Ich weiß ich bin damit alleine. Aber who cares, ist hier ja mein Blog (der Teil mit Anspruch ist am Ende des Postings).

Warum zum Geier muss man Musik mit Kopfhörer derart laut hören, dass das halbe Zugabteil mithören kann? Wieso müssen offensichtlich Hörgeschädigte sich überhaupt noch per Kopfhörer beschallen lassen? Wieso erfindet niemand einen Störsender, der sämtliche störende Unterhaltungselektronik im Ruhebereich plattmacht (so nen klitzekleiner EM-Impuls hätte manchmal wirklich was)?

Dabei gibt es doch vernünftige In-Ears, die gut abgedichtet sind. Beispielsweise von Ultimate Ears (ja die kosten Geld, das spielt doch für die Generation iPod/iPhone eh keine Rolle mehr). Oder man kann die Lautstärke einfach mal von jemandem von außen beurteilen lassen und die Lautstärke reduzieren.



Oder aber man hört wenigstens was vernünftiges und nicht so eine schwachsinnige Scheiße wie Elektro-Dance-Verarschung. Man eih.

Ich glaube ich führe ab jetzt eine Strichliste:
  • Handynierer
  • Gehörlose
  • Verkannte Alleinunterhalter
  • Wasserallergiker


Wer es gerne etwas wissenschaftlicher hat. Forscher aus Deutschland und Japan haben herausgefunden, dass Dauerbeschallung mit Kopfhörern zu Nervenschäden führen kann. Das kann dann beispielsweise dazu führen, dass die differenzierte Wahrnehmung von Geräuschen nur noch eingeschränkt möglich ist. Was dann wiederum vermutlich nicht sonderlich förderlich für die Lernfähigkeit in Klassenräumen ist. Was dann seinerseits bedeuten kann, dass die Bildung eher unterdurchschnittlich ist. Dies wiederum erklärte dann auch das "sehr gute" Abschneiden in der Pisa-Studie.

Und das alles wegen ein wenig aufgetauter Retortenmukke von ansonsten talentfreien Hupfdullen.

Na Klasse.

P.S. Ich möchte hier mal ganz bewusst den netten Metaller aus der S-Bahn als positives Ausnahmebeispiel erwähnen: Kopfhörer drin, sieht aus wie der Stereotyp eines mit Vorurteilen überhäuften Menschen mit einem guten Musikgeschmack. Man hört nix.

P.P.S. Aber der nur 5 Meter weiter stehende Banker-Typ in schickem Anzug und edler Krawatte pfeift sich so lautstark 80er-Jahre-Müll rein, dass selbst Jugendliche (= eher Lärmresistente) schon mit den Augen kullern.

P.P.P.S. Die restlichen gefühlten 238 Personen gemischter Art hatten weder Kopfhörer noch Musik am Start. Die waren halt einfach nur Opfer der (wenigen) Beschallungs-Egoisten.

Alte Schule

Heute morgen haben mich wieder zwei ältere Menschen sehr beeindruckt.

Die beiden stiegen in Frankfurt Flughafen in "meinen" ICE zu. Vom Alter her würde ich sagen mindestens 70, eher noch älter. Beide sehr hochwertig gekleidet, sie in einer Art Kostüm, er mit Mütze und sportlichem Anzug.


Die Frau konnte noch recht gut gehen - er war offensichtlich sehr beeinträchtigt. Sie hat dafür keine guten Augen mehr, musste an jedes Schild mit den Sitzplatzreservierungen sehr nah heran. Er versuchte irgendwie hinter ihr her zu kommen, musste sich dabei an jedem Stuhl anlehnen und hatte sichtlich Mühe.

Schließlich hat sie die Sitzplätze gefunden. Beinahe in Zeitlupe nahm der Mann seine Mütze ab und überreicht diese seiner Frau. Sie wiederum schüttelt die Mütze kurz aus und legt sie ins vorsichtig ins Gepäcknetz.

Dann versucht er sich seinen Mantel auszuziehen, sie hilft ihm wie selbstverständlich. Dann nimmt sie die Mütze wieder aus dem Gepäcknetz und legt den Mantel zusammen und die Mütze obenauf. Beides dann wieder ins Gepäcknetz.

Jetzt zieht sie sich ihren Mantel aus. Er versucht ihr irgendwie zu helfen, kommt aber wegen seiner Beeinträchtigung kaum an sie heran. Sein Blick spricht Bände, er fühlte sich unwohl dabei, dass er seiner "Gentleman-Pflicht" nicht genüge tun konnte.

Alles lief in einer großen Ruhe und Gelassenheit ab. Er brauchte zum Hinsetzen noch eine größere Weile, weil er sich sehr mühsam in den doch recht engen Sitzplatz hineinmanövrieren musste.

Während dieser Zeit wurde praktisch kein Wort gesprochen, kein Meckern, keinerlei Aufforderung, keine Hektik.

Es ist schwer zu sagen, wieso mich solche Art Szenen immer irgendwie in Staunen versetzen. Vermutlich liegt es daran, dass ich in einer Generation groß geworden ist, wo man anderen nicht mehr aus dem Mantel hilft und so etwas wie "sehen, wenn, wann und wie der andere Hilfe braucht" eine Tugend ist, die nicht mehr sehr verbreitet ist. Solche Paare erinnern mich immer wieder daran, wie das Zwischenmenschliche eigentlich sein sollte.