Freitag, 14. Dezember 2012

Fazit nach 8 Monaten Langstreckenpendeln

Es ist ja nun schon einige Monate her, seit ich das letzte Posting hier veröffentlicht haben. Das hat einen simplen Grund: Ich wollte nicht nur meckern sondern über die positiven Dinge beim Bahnfahren berichten. Denn ich bin damit angetreten objektiv zu sein.



Nach nunmehr 8 Monaten kann ich eigentlich nur festhalten, dass das Bahnfahren nur unter optimalen Bedingungen wirklich eine Freude ist:
  • pünktliche bzw. zuverlässige Züge
  • angenehme Mitreisende
  • funktionierende Technik
Die Bahn selbst hat zwei dieser Anforderungen eigentlich in der eigenen Hand. Eigentlich. Aber es gibt Situationen, da frage ich mich, was los ist:
  • Es sollte doch eigentlich lösbar sein, dass ein Ersatzzug für einen stets vollen ICE von Frankfurt nach Köln bereitgestellt wird, wenn der eigentlich geplante Zug wegen einer Oberleitungsstörung in München hängt. Oder wenn in umgekehrter Richtung schon beim Losfahren in Essen eine massive Störung entdeckt wird.
  • Wie kann es sein, dass Triebwagen mit schöner Regelmäßigkeit Störungen entwickeln - wird hier die Wartung wirklich ernst genommen?
  • Eine Klimaanlage ist in den dicht verschlossenen modernen ICEs überlebenswichtig. Man fragt sich, wieso diese Dinger eigentlich immer genau dann ausfallen, wenn sie mal gebraucht werden: Kühlung im Sommer, Wärme im Winter. Ich habe dieses Jahr literweise kostenloses Bahnwasser getrunken, weil meine Schweißdrüsen auf Notprogramm geschaltet haben und mehr mit Winterjacke eingepackt im Zug verbracht als auf dem Bahnsteig.
  • Verspätungen von 10 Minuten gelten im Bahnbetrieb offensichtlich als Normalität und man könnte sich daran gewöhnen, wenn nicht die Anschlussverbindung genau 7 Minuten nach geplanten Ankunft von drei Gleisen weiter vorne losfährt. Selten so viel Zeit sinnlos verbraten wie beim Warten auf den nächsten Anschlusszug oder so viele Beinahezusammenbrüche gehabt, weil ich Sprints in voller Bepackung nicht trainiert hatte.
  • Fast jeder zweite Sitz ist kaputt. Entweder stellt die Lehne nicht fest oder nur in den Stellungen "kerzengrade"/"Schlafwagen". Die Tischhalterung sind gerne mal so ausgeleiert, dass man sich den Tisch aufs Knie haut, wenn man damit nicht rechnet. Auch daran erkennt man regelmäßige Bahnfahrer: An der Art wie der Tisch heruntergeklappt wird oder der Sitz verstellt wird.
  • Defekte Türen, Toiletten, Bistros, Lautsprecher = nichts Besonderes, man rechnet irgendwann einfach damit.
  • Wieso muss man sich praktisch täglich bei mir entschuldigen, dass wieder irgendetwas nicht so läuft, wie man es erwartet, bezahlt und verdient hätte? Macht es einfach richtig.
  • Kann das Zugbegleiterpersonal nicht endlich mal dafür sorgen, dass im Ruhebereich die Regeln eingehalten werden? Wieso fliegen Mobiltelefonierer bzw. deren Telefone nicht einfach aus dem Zug (bei Jugendlichen macht die Bahn das doch gerne mal...) oder bekommen nette Hinweise?
Natürlich kann zu all dieser Kritik immer eine Ausrede gefunden werden, wird auch. Mal sind es eben die anderen Mitreisenden, die Schäden verursachen, mal sind es irgendwelche Naturereignisse, die man nicht vorhergesehen hat, ein weiteres Mal waren Vandalen am Werk, dann ist wieder der Kostendruck ein Problem und so weiter und so weiter.

Für die Mitreisenden kann die Bahn natürlich nicht wirklich etwas, aber auch hier habe ich Dinge erlebt, die mich schwer daran Zweifeln lassen, ob wir nicht doch kurz vor der Apokalypse stehen:
  • Ein Mitfahrer wird von einer kurzhaarig frisierten mittelalten "Dame" angeblafft, weil er die Reste seines Burgers im Zug essen möchte und wird genötigt den Burger zu entsorgen.
  • Ältere Mitfahrer werden laut zusammengeschissen, wenn sie irgendetwas nicht verstehen oder dem Stress nicht ganz gewachsen sind.
  • Mütter mit unerzogenen und lauten Kindern setzen sich mit Vorliebe in den Ruhebereich statt in die speziell für Familien ausgerüsteten Bereiche (die Zauberworte heißen hier: Rechtzeitig und reservieren) oder wenigstens in die Nicht-Ruhebereiche.
  • Leicht schnarchender Mitreisender wird kurz vor deren Aussteigen von seiner Sitznachbarin übelst angefahren. Auch Hinweise auf "ich mache das nicht absichtlich" oder "Sie hätten mich ruhig wecken können" verhallen nutzlos.
  • Nettigkeit und Zwischenmenschlichkeit ist für viele Gelegenheitsfahrer ein echtes Problem. Praktisch kein regelmäßiger Pendler - man kennt sich - fällt hier auf.
  • Ein selbstherrlicher möchtegern-Alpha unterhält den halben Wagen damit, dass sein Scheff seinen genialen Report verrissen hat, weil er, der möchtegern-Alpha, zu viele Fachbegriffe verwendet hat und der Scheff ja offensichtlich etwas ungebildet ist.
  • Dauertelefonierer belästigen Gott und die Welt mit Weisheiten wie "ich sitze dann jetzt im Zug... ja... bis gleich... wollte nur noch mal Bescheid sagen", "ach... du etwa auch?? ne der ist doch nichts für dich...", "war ein langer Tag, ich bin total erschöpft und ruhe mich jetzt hier aus... ja aber das muss ich dir noch schnell erzählen".
  • Jugendliche Spacken, die laut herumbrüllend ihre Meinung über mitfahrende gleichaltrige Mädels abliefern. Und Mädels, die das genau so tun.
  • Erschreckenderweise habe ich empirisch nachweisen können, dass etwa 80% der musikhörenden Bevölkerung taub ist. In mehrfacher Hinsicht übrigens: Einmal scheint eine normale Lautstärke nicht mehr im Endohr anzukommen und was dann dort ankommt kann man schwerlich als Musik bezeichnen.

Klar ist, dass es auch nette Menschen gibt und störungsfreie Fahrten. Aber ich habe nach nur 8 Monaten dermaßen die Faxen dicke, die Nerven blank, die Schnauze voll, dass ich mich allen ernstes darauf freue im neuen Jahr wieder im Stau stehen zu dürfen. Innerhalb von 8 Monaten vom Fan zum Hasser. Liebe Bahn... so wird das nichts.

Ab nächstem Jahr heißt es für mich:
  • keine Quatschtanten
  • keine rempelnden Mitreisenden
  • keine ständigen Ausfällen von irgendwas (ich warte im vermuteten Gegensatz zu manchem Großbetrieb meine Fahrzeuge)
  • funktionierende Heizungen sowohl in der Luft als auch im Sitz
  • meine individuelle Geräuschkulisse ("Radio") ohne Kopfhörer
  • keine akustischen, olfaktorischen oder sonstigen Belästigungen
  • und ich bin absolut sicher, dass ich keine Anschlüsse mehr verpasse.
Ach ja. Noch dazu spare ich gut 50% der Zeit. Das sind mir etwa 100 EUR im Monat locker wert, die ich drauf zahlen werde.

P.S. Kleiner Hinweis: Wenn man viel Zeit hat und zu Zeiten fahren kann, wo die Züge nicht so verstopft sind, ist Bahnfahren übrigens für mich immer noch ein Vergnügen.

Donnerstag, 9. August 2012

Na ok dann nicht

Da sich in letzter Zeit die Verspätungen und Ausfälle auf meiner Pendelstrecke gehäuft haben, wollte ich eigentlich erst wieder schreiben, wenn es wenigstens einen Tag ohne derartige Probleme gibt.

Leider ist das jetzt seit mehreren Wochen nicht mehr der Fall, so langsam könnte der Eindruck entstehen, ich würde dieses Blog hier aufgeben.


Aber ich muss jetzt mal wirklich Druck ablassen. Was sich die Bahn die letzten Wochen erlaubt, geht wirklich auf keine Kuhhaut mehr:

  • Keinen einzigen Tag beide Fahrten pünktlich. Immer mindestens 10 Minuten - das ist genug, dass ich meinen Anschluss auf der Heimfahrt nicht bekomme und sich die Pendelzeit von 2,5 auf 3 Stunden erhöht.
  • Jeden dritten Tag kaputte Klimaanlage, teilweise bei sehr schwülem und drückendem Wetter. Unfassbar, wie anfällig die Geräte sind. Wieso werden nicht endlich die Wartungsverträge gekündigt und neue Geräte angeschafft?
  • Regelmäßige "Störungen im Betriebsablauf". Jeder Kunde übersetzt sich das, wie er es gebrauchen kann. Durch empirische Studien (Smalltalk) habe ich herausgefunden, dass das wohl für "Unfähigkeit der beteiligten Mitarbeiter zu pünktlichem Verhalten" stehen muss. Ich bin unsicher, in jedem Fall tritt es zu oft auf.
  • Selbstmörder gibt es auch im Sommer und immer noch werden Bahnstrecken bevorzugt. Ich bin dafür, dass man einen Ratgeber herausgibt, wie man sich per Kohlenmonoxid-Vergiftung umbringt. Mal abgesehen davon könnte die Bahn diese Hochgeschwindigkeitsstrecken durchaus mal mit einem vernünftigen Zaun absichern.
  • Zugausfälle (ich kenne jetzt nicht nur Köln/Deutz sondern auch Köln Hbf - hab aber auch nichts verpasst, sieht aus wie fast jeder Bahnhof, dreckig/laut/stinkend) ohne Ende. Sehr lustig vor etwa 2 Wochen, als mein Zug so 80 Minuten Verspätung haben sollte, die Auskunft eines Bahnmitarbeiters: "Fahren Sie lieber mit dem Zug XYZ" - "Der kommt doch fast gleichzeitig mit dem an, auf den ich eigentlich warte" - " Wenn Ihrer überhaupt noch kommt" - äh...?).
  • Eine Mitfahrerin meinte letztens, dass Lokführer der Bahn in der Regel mit dem Auto zur Arbeit kommen, weil sie das Risiko einer Verspätung nicht eingehen wollen. Das hat was, oder?
  • Der vielbeworbene Wifi-Hotspot im ICE funktioniert jede zweite Fahrt nicht, glücklicherweise hält der Akku meines Handies lange genug und der zwischenzeitlich aufgestockte T-Online-Vertrag gibt auch genug Volumen her - verdammt noch mal, es gibt Menschen, die im Zug arbeiten wollen und nicht allen reicht dazu Powerpoint und Fantasie. Ach ja und wenn Wifi mal geht stört es sich ebenfalls an den Tunnels (schon mal von Repeatern oder anderen Maßnahmen gehört? Wir leben im 21. Jahrhundert und schicken Sonden zum Mars - das kann doch wohl nicht wahr sein?!).
  • Ein anderer Mitfahrer meinte letztens, dass es unglaublich sei, wie anfällig die Bahn bei kleinen Störungen von außen ist: "Ein Unternehmen, dass seit 150 Jahren auf dem Markt ist, müsste es doch eigentlich mittlerweile begriffen haben, wie man mit Krisensituationen umgeht." (ich weiß nicht, ob er mit den 150 Jahren Recht hat). Das Krisenmanagement der Bahn ist unter aller Sau: Es gibt haufenweise Krisenmanager (mir sind schon ein paar im Zug selbst als Mitfahrer begegnet) aber offensichtlich denkt niemand daran, dass hinterher ein "lessons learnt"-Workshop stattfinden sollte, um zukünftig dieselben Probleme möglichst auszuschließen.

Wie dem auch sei. Es gibt bestimmt bald wieder was Schönes zu erzählen.


Ein P.S. sei mir erlaubt: Wieso darf ich eigentlich gut 4.000 EUR im Jahr für meine Bahncard zahlen und muss mich dann selbst darum kümmern, dass die Comfort-Sitzplätze auch wirklich nur von Comfort-Kunden bezogen werden? Wieso müsste ich hier ständig die Großfamilie oder die Spielzeugsoldaten wegscheuchen? Kann das nicht einer der Kontrollbeauftragten machen? Es ist ja auch Zeit jeden Fahrgast bei jeder Fahrt bei jedem Wetter bei jedem Klimaanlagestatus mit der (im Grunde berechtigten) Kontrolle seiner Fahrberechtigung zu behelligen? Dabei könnte man doch direkt mal die stehenden Comfort-Kunden einsortieren.

Mittwoch, 4. Juli 2012

Brüllaffen

Morgens, halb sieben in Deutschland.


Tatort: Ein ICE auf dem Weg nach Frankfurt.
Beteiligte: Rentner und Arschloch.

Der Rentner erschien in Begleitung seiner Frau. Beide hatten die Fensterplätze an einem Vierertisch reserviert und bezogen. Neben der Frau setzt sich Arschloch hin.
Dann musste Frau das tun, was Frauen ja grundsätzlich tun müssen, sobald irgendetwas losfährt - aufn Pott.

Arschloch packt seine Tasche und knallt die auf den momentan nicht besetzten Sitzplatz der Frau. Deren Partner meint zu ihm etwas in der Art "aber da sitzt meine Frau".

Dann rastet Arschloch direkt mal aus. Von wegen "ob die denn jetzt da säße", "halten Sie doch einfach den Mund" und so weiter.

Es ist unfassbar wie völlig kaputt manche Menschen sind. Pack vor dem Herrn. Ich hab wirklich Verständnis dafür, wenn der Rentner sich gedacht hat "und für den Penner haben wir Deutschland wieder aufgebaut".

Leute...

Dienstag, 3. Juli 2012

Wuuuuuuuuusch

Ungefähr "wuuuuuuuuuusch" macht es, wenn der Vordermann ohne Rücksicht auf Verluste seinen Sitz mit Karacho nach hinten ballert und dabei den Deckel meines Laptops zuknallt und mir beinahe eine Beule verpasst.


Ich hasse diese verstellbaren Stühle, weil einfach viel zu wenig Menschen damit dosiert umgehen. Immer diese Pfosten überall.

P.S. Selbstredend war das wieder ein Anzugträger. Die rücksichtslosen Exemplare Homo Sapiens findet man überwiegend bei dieser Klientel.
P.P.S. Und ja, mir ist es strunzegal, dass es Menschen größer 2 Meter gibt, die ohne das Zurückstellen des Sitzes kaum in den eigenen Sitz reinpassen. Sollen die doch stehen -.-

Donnerstag, 28. Juni 2012

Verlängerung, juhu!

Heute hatte ich meine erste morgentliche ordentliche Verspätung. Ein kaputter Zug vor uns hat die Strecke blockiert und so war die zweispurig geführte Strecke nur eingleisig befahrbar. Natürlich mussten auch wir warten, laut Durchsage 20 bis 25 Minuten.

Daraus wurden nur 15 Minuten.

Interessant war die Reaktion des Wagens bzw. dessen Insassen. Einer war tierisch laut am Stöhnen "oh neeeeeeeeeein" (übrigens einer, der völlig entspannt in Frankfurt Hbf ausgestiegen ist... also keinen Flieger verpasst, nech), der Rest eher *Blick nach oben* *aha* *na gut* *weiterlesen*. Das war irgendwie schön, ich war auch gerade in ein Thema vertieft und hab die ungewollte Verlängerung genossen.

Ganz im Gegenteil zur Verlängerung von gestern Abend... oh man... meiner unprofessionellen Meinung nach haben die Spanier unverdient gewonnen.

Mittwoch, 27. Juni 2012

Kopfhörer

Auch wenn alle Welt etwas gegen den Kopfhörer AKG 480 NC zu haben scheint, er funktioniert prächtig.
Im Prinzip ist das ein ganz normaler on-ear-Kopfhörer, d.h. die Muscheln liegen auf dem Ohr auf. Als Besonderheit hat er ein Noise Cancelling genanntes System, dass die Umgebungsgeräusche minimieren soll.

Ich will nicht behaupten, dass ich das, was er macht, "minmieren" nenne würde. Aber das unterschwellige Brummen der Züge ist wie weggezaubert. Das kann man ganz hervorragend am Hbf Frankfurt testen: Da ist ja manchmal ein unglaublicher Lärm von den abheizenden Triebwagen. Halt dieses monotone propellerartige Lüftergeräusch. Das NC macht dieses Rauschen komplett weg.

Die Kopfhörer sind vergleichsweise günstig zu kriegen, so ungefähr 80 bis 90 EUR. Sehr viel bessere Geräte von Bose oder anderen kosten gut und gerne 400 bis 500 EUR.


Ach ja - eine recht wichtige Angelegenheit: Die Kopfhörer sind auch nach außen recht gut isoliert, der Sitznachbar hört nicht mit, wenn man sich lautstärketechnisch im gesunden Bereich bewegt (also nichts für die Generation Hiphop, deren Ohren komplett im Eimer sind).

Fahrzeit-Empfehlung

Heute morgen wurde im Simplify-Newsletter das Thema "Entspanntes Bahnfahren" angerissen.

Einem der dort gegebenen Tipps möchte ich vehement widersprechen. Und zwar wird für Menschen auf der Suche nach Ruhe empfohlen nicht in den Pendelzeiten zu fahren - also nicht vor 9 und nicht zwischen 16 und 19 Uhr.


Meine Erfahrung sagt etwas völlig anderes. Wenn auch Nachmittags die Berufspendler scheinbar alle noch ihre 1.500 Restworte des Tages loswerden oder die wichtigen Handytelefonate im Ruheabteil absolvieren müssen, so ist deren Gegenwart doch erheblich entspannter als schreiende Kinder, verzweifelte Eltern, Nerven verlierende Urlauber, Verspätung (erstaunlicherweise häufiger außerhalb der Pendelzeiten!) und so weiter. Die "Amateuer" außerhalb des Pendelpublikums können mit den Begriffen Ruhebereich, Comfort-Kunden-Sitzplätze und "Erst aussteigen lassen, dann reinquetschen" selten etwas anfangen. Da wird auf Teufel komm raus gemeckert, gejammert, gebrüllt, gesoffen... ich übertreibe nicht.

Und das ist alles im ICE. Also in einem eher etwas teureren Verkehrsmittel.

Also. Mein Simplify-Tipp wäre: Fahrt unbedingt früh morgens zwischen 6 und 8 im Fernverkehr - da schlafen 80% der Pendler und der Rest will Ruhe haben. Das einzige wirkliche Stressige sind die Renn-Olympiaden am Zielbahnhof, gerade in Frankfurt - die Bahnsteige sind zu eng und die Leute sind zu unhöflich. Das ist fast wieder wie Autofahren.

Aber bitte tut das keinesfalls, wenn ihr unerzogene Kinder, redewütige Partner oder eine supertollen Klingelton habt.

Donnerstag, 21. Juni 2012

Wie verkackt man innerhalb von 2 Sekunden?

Wenn du dich schon mal gefragt hast, wie du es innerhalb von 2 Sekunden bei ungefähr 50 Menschen aber sowas von verkacken kannst, hier die Antwort.



Man nehme:
  • eine kaputte EC-Karte
  • kein Bargeld
  • ein Auto
  • einen Platz im Ruhebereich
  • ein Handy
So denn:
  • fahre Auto in Parkhaus
  • benutze EC-Karte mit Zahlterminal, Automat meint EC-Karte kaputt
  • benutze Augen mit Geldbeutel, Geldbeutel enthält: nichts
  • benutze Charme mit Passanten, Passenten flüchten
  • gehe zu Bahnsteig
  • gehe auf reservierten Platz im Ruhebereich
  • warte, bis alle eingeschlafen sind oder lesen
  • benutze Handy mit Ohr

  • BRÜLLE INS TELEFON "JAAAAAAAAAAAHAHAAA HIER XYZ ICH HAB HEUTE MORGEN MEIN AUTO..."

  • Menschenmasse schreckt hoch
  • Menschenmasse schaut böse


Ein Auto, 30.000 EUR, kaputte EC-Karte, 20.00 EUR, Sitzplatz im Ruhebereich, 4 EUR, mit 50 Leuten verkacken - unbezahlbar.

P.S. Das Beste daran war, dass etwa 7 Leute gleichzeitig den Mann angeblöckt haben und er innerhalb von 10 Sekunden seine Stimme von "Marktschreier" auf "Flüstermaus" reduziert hatte. Geht doch ;)

Mittwoch, 20. Juni 2012

Woah

Heute morgen... wenn ich das jetzt schreibe, krieg ich von meiner Süßen Ärger... stiegt ne richtige Schnitte ein.

Edle Gesichtszüge, fantastischer Style, nett leicht arrogante Lippenkräuselung, feines Haar, toll geschminkt. Halt so ein Exemplar Frau, was Mann sich ganz gerne mal ansieht.


Setzt sich direkt gegenüber von mir hin und genießt ihr Leben.

Aber dann...

Zieht sie erst mal ihre Schuhe aus. Soweit ja noch im Lack und kommt öfter vor. Dann aber zieht sie Ringelsöckchen über ihre Füßchen. Und legt ihre Quanten auf den Sitz neben mir ausgestreckt ab.


Ich wusste in dem Moment nicht, ob ich freundlich grinsen sollte oder einfach irgendwie fassungslos war. Oben und außen edle Dame, unten Kind.

Manchmal ist es wirklich kurios, was für Menschen man begegnet und wie man sich täuschen kann ;)

Dienstag, 19. Juni 2012

Schon wieder Dauerverdauerin

Es gibt Menschen, deren Erziehung ist entweder schon sehr lange her oder ist nie wirklich erfolgt.
Anders erklärt sich mir nicht, wieso ich heute schon wieder so eine Wiederkäuer neben mir hatte. Eine Wiederkäuerin, um genau zu sein. Futtert laut schmatzend durchgehend über eine Stunde hinweg ihr Brötchen, danach dann im Sekundentakt ein Schmatzgeräusch und dann ein Bonbon selbstredend immer schön mit offenem Mund an den Zähnen gewendet. KLACK. KLACK. SCHMATZ. KLACK.
Ich mag Menschen.

Gestern auf der Heimfahrt war dann noch die Rauch-Lacherin. Also dieses durchgehend röchelnde Lachen, dass einen überlegen lässt, ob man schnell hinläuft für Erstehilfemaßnahmen oder ob man den finalen Rettungsschuss ansetzen möchte.
Kennt jeder (ehemalige) Raucher aus eigener Erfahrung: Man rennt sportlich ambitioniert die Treppe hoch, kommt oben an und die Lunge sagt "guten Morgen" - und fällt einem vor Zuneigung fast aus dem Hals.
Übel ist aber, wenn man nicht mal mehr richtig störungsfrei lachen kann. Und telefoniert hat die Olle auch noch - bis ein Mitfahrer sich mal couragiert beschwert hat.

Ich mag Menschen.

Vor ein paar Tagen steige ich in die S-Bahn für den Schlussakt nach Hause. Ich schaue in den Wagen und sehe das Grauen: Vier junge Mädels in einer Vierergruppe. Ich denke noch "soll ich doch lieber nach vorne und stehen" - aber die Faulheit ist stärker, ich setze mich mir Ohrstöpseln hin.
Und dann nonstop Geschnatter, Rumgeschreie, Balzverhalten (ja - Mädels mit 13/14 sind erheblich schlimmer/lauter als balzende Kerle)... Ohrstöpsel mehrfach kontrolliert - ne die waren schon drin, haben nur nicht geholfen. Und wenn man dann mal was sagen würde, wäre man dann Feindbild Nummer Eins sowohl für die jungen Mädels als auch für die 15 Frauenversteher, 7 Emanzen und 3 Omas mit Selektivtaubheit. Die restlichen 50 regt das auch auf, aber keiner darf sich vor lauter politisch korrektem Stock im Ar... regen.

Ich mag Menschen.

Ja wirklich.

Freitag, 15. Juni 2012

Begegnung

Heute morgen stehe ich wie immer in Gedanken am Bahnsteig und nippel an meiner Laugenstange.

Plötzlich spricht mich eine weibliche Stimme von der Seite an, ob sie mich mal kurz stören dürfe. Ich denke schon "neue Masche vom Bettler" und drehe mich um.

Wie sich herausstellte war das eine junge Frau, die offensichtlich das erste mal im Fernverkehr der Bahn unterwegs ist.
 
Will wissen, wie sie herausfinden kann, wo ihr Wagen gleich stehen wird und wirkt generell sehr nervös, wie das alles so laufen wird.

Natürlich erkläre ich das Notwendige und wir kommen darüber hinaus ins Gespräch. Sie hat erst gestern das Ticket gekauft und dafür gute 230 EUR hingelegt - wow... da will aber jemand wirklich nach München ;) Und dann sind wir eben vom Hölzchen aufs Stöckchen und von links nach rechts.

Das waren sehr angenehme 20min heute morgen. So darf der Tag gerne jeden Tag losgehen. Leider saßen wir nicht im selben Wagen, wäre sicher ganz nett geworden.

Immerhin weiß ich jetzt auch, dass in der Skihalle ab etwa 3 Uhr Nachts noch die "Reste" abhängen, die noch niemandem zum Nachhausenehmen gefunden haben - falls ich mal wieder Single und total verzweifelt sein sollte.

Mittwoch, 13. Juni 2012

Entschuldigung

Ich muss öffentlich Abbitte leisten und mal ein ernstes Posting loswerden.

Gestern war ich auf der Heimfahrt etwas arg genervt. Es war wieder mal der "Ich-bin-unsichtbar"-Tag. Also der Tag, wo jeder im Umfeld glaubt, da, wo man selbst gerade steht, wäre Platz für zwei. Oder anders ausgedrückt: Wo einen jeder Affe über den Haufen rennt.

Jedenfalls kam ich entsprechend gepfeffert zum Zug. Wollte einfach nur noch rein und sitzen und lesen. Vor mir steigt eine ältere Frau in Zeitlupe ein. Wie das halt bei älteren Menschen schon mal ist - da geht es nicht immer im gewünschten Takt.

Und dann wechselt sie auch noch mitten im Einsteigen die Richtung und ich stolpere fast über sie.

Statt aber in diesem Moment irgendwie hilfsbereit und nett zu reagieren, fahre ich sie nur blöd an. Sie hat in dem Moment einfach meinen Frust mitgekriegt. Reagiert hat sie nicht, jedenfalls habe ich nichts mitbekommen.

Später saß sie mir dann fast gegenüber und ich habe gesehen, wie sie gezittert hat. Entweder gestresst oder eben einfach wirklich alt und krank.

Man... mein Verhalten hat mir so leid getan, aber ich habs nicht geschafft mich bei ihr einfach zu entschuldigen.


Das nächste Mal will ich das besser machen. Langsam färbt das rücksichtslose Verhalten viele Mitreisender auch auf mich ab oder meine Steinzeittriebe kommen langsam durch. Das gefällt mir beides überhaupt nicht.

Dienstag, 12. Juni 2012

Der Glotzer

Heute möchte ich von einer neuen Spezies erzählen, die mir immer wieder im Zug begegnet. Der sogenannte Glotzer oder auch Ich-beobachte-dich-ohne-unauffällig-sein-zu-wollen-Indiskret.


Mit den Jungs und Mädels ist das so eine Sache. Viele von denen sind normalgroß und müssen quasi um die Sitzlehnen herum schielen, um andere bei irgendwas zu beobachten. Einige sind übermäßig groß und können mit ihren Augen direkt über Sitzkante sondieren - sieht dann aus wie nen Erdmännchen, dass auf Empfang gestellt hat.


Gemeinsam ist dieser Art Mensch, dass sie mit ihren ständigen Beobachtungen richtig heftig nerven können. Ich persönlich empfinde es als indiskret und extrem unhöflich, wenn ich nonstop begafft werde.

Manchmal hilft es, wenn man stur zurückstarrt. Dann fühlt sich diese Spezies erwischt und schaut für wenige Minuten woanders hin. Manche aber sind derart schmerzfrei, dass die das noch nicht mal stört.


Könnte mir bitte mal jemand erklären, was bei einigen in der analen, oralen oder sonstigen Kindheitsphasen schiefgegangen ist, dass die so merkwürdige Verhaltensweisen zeigen?

Mir ist ja schon schleierhaft, welche Störung vorliegen muss, damit man Telefonierverbote ausblendet oder Firmengeheimnisse in die Öffentlichkeit hinausträgt. Obwohl es da wenigstens ein paar Erklärungen gibt: Bspw. erfolgreich in einem Assessment-Center abgeschnitten und jetzt beweisen müssen, große Karrierepläne als Berater, Alphaverhalten, zu kurz gekommen beim Verteilen der Geschlechtshormone, Balzverhalten, Schlippsatemnot - halt all die wissenschaftlich fundierten Erkenntnisse.

Aber "starren"? Haben die Leute kein eigenes Leben? Wie wäre es im Zweifel mal mit einem Buch oder dem Fahrplan des Zuges?

Subtropisches Erstickungsklima

In den letzten Tagen ist mir das bei der Hälfte meiner Fahrten aufgefallen.

Die Bahn spart wirklich.

Und zwar an der Klimaanlage. Ich versuche ja schon sinnvolle Erklärungen zu finden, wieso die Temperaturen an diesen Tagen bei gefühlten 35 Grad lag. Vermutlich viele Frauen im Zug, die ja bekanntlich bei jeder Temperatur frieren (und tatsächlich gab es Exemplare, die immer noch eine Jacke übergezogen haben...). Oder aber die Zugbegleiterin hatte einen miesen Tag und wollte mal ne Runde Befördungsfälle quälen, schwer zu sagen.


Auffällig ist aber, dass dann nicht nur die Temperaturen erheblich über mein Wohlfühlniveau steigen. Sondern auch die Luftfeuchtigkeit.

Vor vielen Jahren war ich in Australien und dort im subtropischen Gürtel. Der Ausstieg aus dem klimatisierten Wohnmobil war wie das Laufen gegen eine unsichtbare Wand: Innerhalb von Sekunden durchnässt, man suchte panisch nach dem Temperaturregler. Aber es war auszuhalten, weil ein laues Lüftchen geweht hat.

Leider aber hat der supermoderne ICE dieses Feature nicht mehr. Wenn die Klimaanlage keine Lust hat oder von einem Hansel/einer Hänselin auf "Treibhaus" gestellt wurde, bleibt die Luft einfach stehen und es tut sich absolut nichts.

Wenn dann im sportlichen Schritt jemand den Gang entlang hechtet, ist das in diesem Moment eine wohltuende Erfrischung, weil sich immerhin ein bisschen Luft bewegt.

Aber wundert es einen, dass Bahnfahrer ständig nen Schnupfen haben, wenn man von subtropischen Innenbeheizungen auf den gefrierkaltzugigen Bahnsteig stapfen muss? Diese ständigen Wetterwechsel können der Gesundheit einfach nicht zuträglich sein.

Was mich dann zum nächsten Theman bringt. Wieso ist die Bahn eigentlich in so einem Fall nicht schadensersatzpflichtig? Ich rede hier nicht von T-Shirts, die man schweißdurchtränkt den ganzen Tag im Büro tragen "darf" oder von literweise Getränken, die man sauteuer irgendwo erstehen muss. Ich rede hier davon, dass diese Krankheiten sowohl Unternehmen als auch Selbständigen richtig viel Geld kosten können...

Ja ich höre schon das Gejammer der Im-Sommer-Heizer und Mir-zieht-es-aber-im-Rücken-Memmen. Ihr findet 35 Grad und 98% Luftfeuchtigkeit "nen bisschen klamm". Wisst ihr was - Afrika ist groß und leer, viel Spaß ;)

P.S. Falls es wieder mal auftritt, hier ein paar Hinweise was getan werden kann/darf.

Dienstag, 5. Juni 2012

Baum auf der Schiene

Heute morgen Durchsage auf der Fahrt nach Köln. Südlich von Köln bei Siegburg liegt ein Baum auf der Schiene und man wisse noch nicht, wie es ab Köln weitergehe.

Ein Raunen geht durch den Zug. Aber ebbt schnell wieder ab.

Nächste Durchsage. Der Baum läge noch da und man hätte noch keine Prognose zur benötigten Aufräumzeit.

Der Zug gondelt weiter Richtung Köln. Kurz vor Köln dann eine Ansage, dass wir eine Verspätung von "ca. 5 bis 10min" haben werden, weil der Baum fast schon weggeräumt ist. Aufatmen.

Angekommen sind wir auf die Minute pünktlich.

Ich möchte dieses Erlebnis als Anlass nehmen mal etwas darüber zu schreiben, was mir in den letzten Wochen so richtig klar geworden ist:

 
Bahnfahren ist erheblich stressärmer als Autofahren.
Bahnfahren schenkt mir Freizeit, weil ich für die Pendelzeiten nicht aufmerksam sein muss.
Bahnfahren ist günstig(er als vergleichbares Autopendeln).
Das Personal ist freundlich und serviceorientiert.

Ich genieße es immer noch jeden Tag mit der Bahn zu fahren. Zwar rege ich mich auch über viele Dinge auf, die ich tagtäglich erlebe, aber beinahe nichts davon hat wirklich mit der Bahn zu tun. An den rücksichtslosen Mitreisenden oder vielen Umständen hat die Bahn nämlich keine Schuld.

Bisher hatte ich insgesamt max. 30min Verspätung. Das ist bei einer Gesamtzeit von 2 1/2 Stunden pro Pendelstrecke täglich (und damit bis jetzt weit über 150 Stunden) ein absoluter Witz. Mit keinem Auto der Welt wäre ich so pünktlich und zuverlässig unterwegs.

Sonntag, 3. Juni 2012

Personalfragen

Landauf und landab wird ja gerne über die mangelhafte Serviceorientierung der deutschen Dienstleister gelästert. Ich schließe mich da ein, ich könnte stundenlang über "Nicht-meine-Abteilung"-Baumarktmitarbeiter oder "Sehen-Sie-nicht-dass-ich-gerade-mit-einer-Kollegin-spreche"-Verkaufsschlampen lästern.

Aber ein Dienstleistungsunternehmen hat es irgendwie raus. Die Bahn.

Ja ja, schon gut. Ich weiß, dass das politisch nicht korrekt ist. Man muss gegen die Bahnmitarbeiter schimpfen. Aber was ich täglich erlebe zeichnet ein völlig anderes Bild.



  • Mitfahrerin wird von Zugbegleiterin jede Anschlussverbindung zwischen Ankunfts-Bahnhof und ihrem Ziel (Amsterdam) fein säuberlich aufgeschrieben und eine kürzere (aber eigentlich teurere) Verbindung auf ihrem Bahnticket "genehmigt" (sie kann damit eine Verspätung aufholen, die im Laufe der Fahrt entstanden ist).
  • Ältere Frau bittet Zugbegleiter darum ihren schweren Koffer beim nächsten Bahnhof mit aus dem Zug zu tragen. Kein Problem, Zugbegleiter ist rechtzeitig zur Stelle.
  • Jeder kontrollierte Fahrgast wird mit der Tageszeit begrüßt und häufig noch eine schöne Weiterfahrt gewünscht.
  • Ein Fahrgast kann keinen Fahrschein vorzeigen, weil der Kollege mit dem Fahrschein gerade auf der Toilette ist. "Ich glaube ihnen" statt "ok ich warte bis ihr Kollege wieder da ist".
  • Jedes Anmaulen von Seitens der Kundschaft wird weggelächelt, sehr professionelles Verhalten (ich hätte schon mehr als einmal Verständnis dafür gehabt, wenn der Bahnmitarbeiter mal sein Tacker-Instrument als Benimmverstärker genutzt hätte).

Und vieles mehr. Jeden Tag gibt es Kleingkeiten, die mich schmunzeln lassen - und die mich daran zweifeln lassen, was die Presse für ein falsches Bild zeichnet.

Mittwoch, 30. Mai 2012

Nonstoptratschweib

Das war heute morgen wirklich die bisher schlimmste Labertante, die mir je untergekommen ist.

Ohne groß Luft zu holen hat sie von Köln bis Frankfurt Hbf durchgesabbelt. Und zwar in einer penetrant-nervigen und lauten Stimmlage. Ihr Kollege, beide von einer großen Kaufhauskette, kam nur hin und wieder mal als Stichwortgeber zu Wort.

Am Frankfurter Flughafen (also kurz vor Frankfurt Hbf) steigt dann noch eine weitere Tante ein, ebenfalls von dieser Kaufhauskette und gesellt sich an den Nachbartisch - und beginnt ebenfalls einen Wasserfall abzulassen. Sie hat ein Kind, dass gerade das Seepferdchen gemacht hat, Ameisensäuresalbe brennt wie Stichflammen auf dem Rücken, Labertante 1 hat gestern 30 EUR bei der Apotheke für Rückenschmerz-Zeug ausgegeben, der Mann von Labertante 2 hat erst mit 8 sein Seepferdchen gemacht, die neue Kollektion von der Kaufhauskette wird in den Farben Hässlich-Grün-Magenta und Schwarz-Hässlich-Grün und Grün-Gelb und noch ein paar anderen Geschmacklosigkeiten auf den Markt kommen... etc... pp... *sülz*

Das habe ich alles gehört durch Ohrstöpsel hindurch.

Manchmal kommt man vor lauter kotzen mit dem Essen nicht mehr nach.

Die eigentliche Frage ist: Woher kommen diese ganzen Spacken eigentlich, wieso fahren die alle im Ruhebereich meines ICEs, wieso müssen manche Frauen morgens um 6 schon dermaßen Rededurchfall haben, wieso müssen (vermutete) Firmengeheimnisse quer durch die Bahn gebrüllt werden und wieso sitze ich immer in diesem verdammten Pack fest.

Dienstag, 29. Mai 2012

Asiatischer Koffer-Tick

Heute morgen schon wieder eine winzige Asiatin mit riesigem Koffer. Wuchtet das Teil quer durch den Zug, putzt dabei sämtliche Schuhe und Knie beseite, die ein unvorsichtiger Gangsitzer hat hängen lassen können.


Zusammen mit diesem debil-blöden Dauergrinsen zockelt dieses Frauchen dann kilometerweit durch den Zug (es ist völlig ausgeschlossen für des Deutschen mächtigen Mitmenschen mal den Zugstandsanzeiger zu konsultieren) und erscheint schließlich direkt neben meinem Platz. Ich ziehe diese Menschen schlicht an, habe ich mich mit abgefunden.

So ungefähr 15min vor Ausstieg wird dann der Koffer aus der erhöhten Kofferablage/dem Kofferregal wieder hervorgewuchtet und dank hohem Eigengewicht dem direkt daneben sitzenden Zeitgenossen in die Seite gependelt. Der schreckt aus dem Tiefschlaf hoch und sie - Überraschung - grinst nett und guckt auf den Boden. Er rollt mit den Augen und versucht irgendwie schief lächelnd den Schmerz wegzudenken.

Dann rollt der Kofferzug nebst Lastesel zum möglichst entfernt liegenden Ausgang.

Irgendwann schlendere ich dann auch mal Richtung Ausgang und hab das Packwunder direkt vor mir. Hinter mir gesellt sich eine Dame dazu, die dann der Asiatin entgegensouffliert, dass sie (die Asiatin) nur wenige Minuten zum Umsteigen hätte und einmal quer durch den Bahnhof rennen müsse.

Da stellen sich dem ambitionierten Amateur doch direkt mal zwei Fragen:
  1. Wieso müssen eigentlich gerade Frauen immer so eng buchen, dass sie quasi nur rennend den Anschlusszug erreichen (merke: Wir hatten keinerlei Verspätung)?
  2. Wieso weiß der halbe Zug über die Umstiegspläne bescheid (also: Wieso erzählen Frauen jedem, der es nicht hören will, alles, was so durch die Gehirnwindungen schweift)?
  3. Seit wann gibt es Möhrchen in (Süßigkeiten-)Tüten, die dann über eine Stunde lang eine nach der anderen geknabbert werden muss?

Ok, sind drei Fragen geworden. Aber so ist das Leben. Mehr Fragen als man Antworten geben könnte.

Freitag, 25. Mai 2012

Damit das nicht falsch im Raum steht

Falls die letzten Tage die Mecker-Postings etwas überhand gewonnen haben, so muss ich dazu eines sagen.

Stimmt.

Das liegt eben in meiner Natur. Ich finde vieles an unserer Gesellschaft total daneben und muss mir eben immer wieder mal Luft machen. Klar könnte ich mir auch die recht verbreitete Einstellung "mir-doch-egal" zulegen - aber das will ich nicht.

Jetzt wird es etwas tiefenpsychologisch, aber bitte nicht wegschalten. Die "mir-doch-egal"-Einstellung wird von manchen unseriösen Therapeuten empfohlen, weil es den eigenen Stresspegel senken würde. Wenn einem die Dinge ernsthaft nicht interessieren, besteht für die Psyche ja kein Grund sich damit zu beschäftigen oder sogar - Gott bewahre - Stress zu empfinden. Wir haben doch schon genug Stresspegel durch Autofahren, Einkaufen oder durch die Olle mit Schuhtick.

Anderer Therapeuten raten dazu man solle sich den Frust unmittelbar von der Seele reden und ihn damit unschädlich machen. Das praktizieren wir alle, wenn wir mit dem 4-Rad unterwegs sind. Man sieht selten so viele meckernde Monologisten auf einmal, wenn man im Stau steht.

Beides funktioniert irgendwie nicht. Ersteres zerstört durch Teilnahmslosigkeit die Gesellschaft, die darauf angewiesen ist, dass wir uns in gewisser alle miteinander abfinden/beschäftigen. Das zweitere führt nur zu merkwürdigen Vorhaltungen, wenn man das außerhalb des Stahlcontainers probiert - wer kennt nicht mindestens ein Exemplar Mensch, dass durch laut vor sich hin fluchende Merkwürdigkeiten aufgefallen ist.

Deshalb schreibe ich darüber. Ich möchte nicht den ganzen Tag schlechte Laune haben und Ignorant gegenüber anderen möchte ich auch nicht sein. Selbst wenn die Themen ein bisschen redundant sein sollten, liegt das eben in der Natur der Dinge. Gewisse Zustände sind eben jeden Tag nervig und ich nehme mir dann die Freiheit die so oft ich das möchte anzusprechen.

Trotzdem liebe ich das Bahnfahren immer noch.

Ich habe jetzt ingesamt über 2.000 Buchseiten gelesen, etliche Tageszeitungen durchgearbeitet und viele lustige und interessante Begegnungen gehabt. Klar wurde ich auch in meinem Vorurteilen gegenüber bestimmten Stereotypen bestätigt - aber das war doch eigentlich klar :)

Man wird dreister

Jeder Bahnfahrer, der größere Bahnhöfe nutzen muss, kennt die regelmäßigen Schnorrer-Attacken.

Meistens geben sich die Jungs (und wenigen Mädels) ja ein bisschen Mühe und versuchen bedürftig zu wirken. Manche werden sogar kreativ und besorgen sich Rollatoren... wie der in Düsseldorf, der jeden morgen gut zu Fuß ist und an einem Tag plötzlich einen Rollator dabei hatte und den Tag drauf wieder nicht.

Heute morgen aber hat der junge Herr Schnorrer irgendwie was falsch verstanden. Steckt sich ne Kippe an und latscht dann quer über den Bahnsteig. Mal abgesehen davon, dass es - verdammt noch eins - extra sehr zentral liegende Raucherbereiche gibt, hustet er mir den Mist ins Gesicht, weil er mich ja noch unbedingt anquatschen muss.

Ob ich ein paar Cent für Essen für ihn hätte.

Ich glotz blöd auf die Kippe, denk mir "ja klar dafür hasse Geld aber hast angeblich Hunger" und geb meinen Standardspruch "Nein" an.

Ach kommt eih. Das könnt ihr besser. Wenn ihr schon jeden belästigen müsst, der eigentlich nur auf seinen Zug wartet, dann wenigstens ein bisschen kreativer. Dreist ist nicht immer besser -.-

Und noch eine Bitte. Gebt diesen Leute kein Geld. Das sind fast immer Drogenabhängige, die dringend richtige Hilfe brauchen (die ja auch angeboten wird). Aber mit Geld unterstützt ihr nur die Verbrecher in Kolumbien. Und selbst wenn es keine Junkies sind können die sich auch von Amts wegen helfen lassen (ja das ist da sicher kein Vergnügen, ist aber immer noch besser als nichts).

Donnerstag, 24. Mai 2012

Rücksicht - was ist das?

Gestern musste ich kurzfristig einen anderen Zug nach Hause nehmen und deshalb auf das Sonderkontingent für bahn.comfort-Kunden zugreifen. Das sind die Sitze im Wagen, die mit "ggf. freigeben" markiert werden - leider nicht ganz eindeutig, dieser Schriftzug wird auch gesetzt, wenn die Reservierungen verbummelt wurden.

Na jedenfalls.

Auf meinem Platz saß gestern schon jemand. Eine ältere Frau, sie sprang praktisch sofort auf und entschuldigte sich. Ich erwähnte, dass das mein Platz sei - und in diesem Moment sprach mich eine andere Mitreisende an, dass neben ihr der Platz noch frei wäre. Also habe ich mich dorthin gesetzt. War genau gegenüber der Dame und ihres Partners.
Wir kamen kurz ins Gespräch und so erfuhr ich, dass die beiden eigentlich feste Plätze reserviert (schräg gegenüber von uns) aber von dort aus keine direkten Blick durch ein Fenster hatten. So lange sie niemandem den Platz wegnehmen würden, wollten die beiden halt woanders sitzen.

Also eigentlich keine große Sache.

Eine Station später stiegen die nächsten Gäste zu, darunter wieder jemand, der den anderen Platz neben der Frau reserviert hatte und (zu Recht) darauf bestand, dass er seinen Platz auch nutzen möchte.

Die beiden stehen also wieder auf. Dabei bemerke ich, dass beide schwer Gehprobleme haben und sich kaum richtig halten können. Glücklicherweise sind deren eigentliche Plätze ja direkt schräg gegenüber.

Die Plätze waren zwischenzeitlich natürlich schon besetzt. Also sprach die Frau die beiden dort sitzenden freundlich an und erklärte die Situation.

Die Reaktion: "Aber an der Anzeige steht nichts mehr, jetzt ist ihr Platz halt verfallen".

Und die beiden A-Geigen blieben sitzen. Beides junge Menschen, maximal 25.

Ich war schon drauf und dran meinen Platz zu räumen, weil der Zug wirklich voll war. Aber dann haben die beiden irgendwo am Abteilende wohl noch Plätze gesehen.

Was mich daran so richtig anpisst:

  1. Die beiden jungen Leute hatten keinerlei Recht ihren Platz zu behalten, so etwas wie "verfallen" gibt es nicht, wenn der Platz korrekt reserviert war. Die Reservierung läuft über eine komplette Strecke.
  2. Je jünger desto blöd - trifft leider immer wieder zu. Dieser extreme Egoismus ist in meiner Generation noch unterentwickelt, bei älteren fast unbekannt. Ich erlebe täglich, wie extrem unfreundlich viele junge Menschen zu ihren (älteren) Mitmenschen sind. Das beginnt bei ohrenbetäubendem Lärm aus den Kopfhörern, Füße auf den Sitzen (das macht niemand über 40 - oder??), lautstarkes Herumgeprolle bis hin zu Remplern ohne Entschuldigung, Unfreundlichkeit und Unhöflichkeit.
  3. Es interessierte offensichtlichen niemanden, dass die beiden echt Schwierigkeiten hatten.

Ich hätte mir wirklich gewünscht, ich hätte aufstehen können. Und das nicht, weil ich mich dann gut gefühlt hätte. Sondern weil ich lautstark zur Kenntnis hätte bringen können, dass ich eben für die beiden rücksichtslosen Einspringen möchte.

Hätte genau gar nichts geändert, vermutlich nur Kopfschütteln und Unverständnis. Aber es wäre richtig gewesen.

Es gibt Tage an denen ich mich ernsthaft frage, was aus unserer Gesellschaft mal werden wird. Kann eigentlich nur den Bach runtergehen.

P.S. Ja ich weiß, dass es auch andere junge Menschen gibt.

Besäufnis in der Bahn

Der neue Trendsport.

Hardcoresaufen im ICE.


Und das geht so:

Man nehme zwei mittelmäßig begabte Zeitgenossen.
Beide werden mit einem Jägermeister und einer 0,5l-Dose Bier ausgestattet.
Auf Kommando wird der Schnapps gekippt und die Dose aufgebrochen.
Und dann wird gezogen was das Zeug hält.

Wenige Minuten später ist dann der Pegel hoch genug gestiegen, dass man fröhlichlachend das halbe Abteil unterhält.

Glücklicherweise beides keine Fußballfans, also blieb uns die Randale erspart.

Montag, 21. Mai 2012

Asiatische Kofferkünstlerin

Heute morgen kurz vor Frankfurt.

Neben mir weckt mich eine hüpfende kleine asiatische Schönheit auf. Im Schlepptau ein Koffer größer als sie selbst.


"Das da ist mein Platz", sie zeigt auf den Platz neben mir.

"Aha, ok, kein Problem". Ich steh halt auf.

Sie wuchtet den Koffer neben den Gangsitz und murmelt "der kann ja hier stehen bleiben?". Mein Blick auf den Gang (gefühlte 60cm breit) und den Koffer (locker 40cm tief) - dann "äh ich glaub das ist keine so gute Idee, das wird was eng hier". Eine andere Frau mit (winzigem) Rollkoffer, die eigentlich noch aussteigen möchte, meint "da komme ja noch nicht mal ich vorbei mit meinem Köfferchen". Währenddessen hat die Asiatin es sich schon mal auf ihrem Platz gemütlich gemacht.

"Da hinten gibt es extra Kofferablagen, die Holzkastendinger", mein ich mal Hilfe anbietend. Sie schaut in gezeigte Richtung (Luftlinie ca. 3m entfernt), schüttelt den Kopf und zeigt auf die Gepäckablage oben über den Sitzen.

"Können Sie den da...?"

Ich hebe also den Koffer an, bzw. versuche es. Der ist richtig schwer und lässt mich wieder mal daran zweifeln, ob 20kg Freigepäck für jeden Fluggast gilt oder ob es Ausnahmen für Frauen mit Schuhtick gibt... wie auch immer: "Nein sorry, der ist mir zu schwer" - "ich könnte helfen" *sie ist ungefähr 90cm groß und könnte wohl maximal meinen Gürtel festhalten* - "äh"

Und dann... "na gut, stehe ich eben" - und wuchtet den Koffer auf ihren Sitzplatz am Fenster. Naja, jedenfalls versucht sie es, das Gewicht ihres Koffers ist mehr als ihr Körpergewicht, entsprechend merkwürdig sah das aus "ich mach den dann auf den Tisch"... Ungläubliche Blicke jetzt auch von ein paar mehr Fahrgästen... ich schüttel dann auch langsam mal den Kopf...

Der andere Teilnehmer am Vierertisch meinte dann auch "wieso tun Sie den Koffer nicht dahin wo dafür extra Platz ist".

Sie hat dann doch ein Einsehen. Also Koffer wieder vom Sitz runter und in den Gang gewuchtet. Der Gang ist mittlerweile leer, die anderen Gäste sind ausgestiegen. Sie versucht den Koffer irgendwie zur passenden Ablage zu rollen, scheint schwierig gewesen zu sein.

Dann versucht Sie den Koffer in das Regal zu legen... ich bin dann doch noch mal hin und hab mir mein Kreuz ruiniert.

Ihr habe ich heute meinen Frühsport zu verdanken ;)

Donnerstag, 10. Mai 2012

Pringlesman

Oder, wie ich ihn liebevoll gerne nenne, "der Nonstopfresssack".

Diese Spezies ist gekennzeichnet durch eine Stange Chips ("Pringles"), einem nicht unerheblichen extrem haltlosen Appetit und einer Neigung unbedingt alle anderen Fahrgäste an seiner Vorverdauung im oberen Geschoss teilhaben lassen zu müssen.

Wenn man ein bisschen Essen möchte oder sich gelegentlich mal ein Bonbon oder so reinzieht - damit können wir alle gut leben, wir haben alle mal Hunger.

Aber muss man unbedingt 10min nonstop eine Chip nach der nächste Reinschieben und dabei die vorherige noch nicht mal runtergeschluckt haben? Muss man wirklich so lautstark und mit offener Belüftung kauen, dass sich die Sitznachbarin schon angeekelt wegdreht?

Ich muss zugeben, dass ich Essgeräuschen gegenüber nicht besonders aufgeschlossen bin. Anders ausgedrückt: Ich könnte ausrasten, wenn jemand lautstark futtert oder einfach nur die ganze Zeit am Fressen ist.

Für manche mag es überhaupt nicht nachvollziehbar sein, wie man sich über das vermeindlich harmlose Essgeräusch so erregen kann. Dazu die einfache Frage: Wieso respektiert mein Gegenüber mich dermaßen wenig, dass es ihm scheißegal ist, wenn er mich durchgehend mit seinen Nebengeräuschen belästigen muss?

Die konkrete Situation gestern hatte den Charme, dass derjenige auch noch die Chips einfach so schnell nacheinander eingeladen hat, dass er vermutlich überhaupt keinen Geschmack erleben konnte. Ich will ja nicht behaupten, dass Chips vergleichbar mit einem 2-Sterne-Hauptgang sein könnten - aber wieso überhaupt essen, wenn es eigentlich nur auf das Fett und die Kohlenhydrate ankommt? Dann täte es auch nen Stück Butter und nen bisschen Brot.

Als die XXL-Stange Pringles dann irgendwann scheinbar leer war, wurden wir erlöst.

Ganz ernsthaft übel an der Situation finde ich aber, dass ich den Menschen an sich nach wenigen Momenten extrem unsympathisch fand - ich kenne den Herrn noch nicht mal genauer. Aber so rücksichtsloses und maßloses Verhalten geht mir extrem gegen den Strich.

Nicht von ungefähr ist Maßlosigkeit auch eine der 7 Todsünden.


Dienstag, 8. Mai 2012

Die Zutexterin

Kind mit Mutter steigt ein, selbstredend mit Gepäck für 3 Monate und halbem Kinderzimmer.

Und Mutter sabbelt ohne Punkt und Komma auf das Kind ein. Wenn ihr nichts besseres einfällt einfach "alles gut?" (mir war nach dem 15ten Mal danach "ja alles gut, halt's Maul" zu rufen - habs aber gelassen).



Das Kind antwortet auf die meisten Dinge schon nicht mal mehr.

Totale Reizüberflutung.

Bei der Erziehung von Hunden weiß mittlerweile auch der Durchschnittsbegabte, dass verbales Draufhalten absolut gar nichts bringt. Und beinahe alles aus der vernünftigen Tiererziehung gilt auch für Menschen bzw. umgekehrt.

Wir bekommen also wieder mal eine wunderbar verzogene Rentenzahlerin.

Vielen Dank liebe Zutexterin.

Disclaimer: Mir geht es im Grunde sonstwo vorbei, wie viel jemand seine Kinder zusülzt und wie die Kinder damit umgehen ("*tüütüütüü* kein Anschluss unter dieser Nummer"). Aber mir geht es nicht sonstwo vorbei, wenn ich fast eine Stunde lang mit diesem Mist zugeflüstert werde.

Montag, 7. Mai 2012

Gangsteher

Jeder kennt diese Menschen.

20 Minuten vor der Ankunft werden sie langsam unruhig. Rutschen schon ein wenig im Stuhl hin und her, schauen immer wieder mal auf die Uhr und betrachten abschätzend das Gepäcknetz und das darin verstaunte Übergewicht ÜbergGepäck.

15 Minuten vor dem Anhalten wird dann leise zum Nachbarn geflüstert "dürfte ich mal grad...". Und gemeint ist damit "dürfte ich mal grad durch". "Na klar". Dann wird fleißig am Gepäck herumgebastelt und die Lektüre, der PC, die Butterbrotdose, die 2l-Maxi-Colaflasche, die Thermoskanne, das Privathandy, das Diensthandy und der obligatorische Fahrtenausdruck von der Onlinebuchung verstaut.


10 Minuten vor dem Aussteigen macht sich am anderen Wagenende der Fahrkartenkontrolleur lautstark mit "Die Faaaaaaaaahrkartn biddeeeee" oder "Isthiernochjemandzugestiegen" bemerkbar. Das bereits im Gang stehende Nervenbündel nestelt im gerade gepackten Koffer herum und zieht einen recht verknüddelten A4-Bogen heraus.

 (das ist zwar im Flieger - aber da ist es ja quasi genau so; abgesehen davon, dass die ersten Gurte schon knallen, wenn der Flieger gerade mehr oder weniger beherzt aufgeschlagen wurde)

5 Minuten vor der Final Destination kommt der Fahrtenkontrolleur näher, während der Gangsteher schon mit den Hufen in Richtung Tür scharrt. Man sieht die Gedanken "wieso gehen die da vorne nicht", "ich komme bestimmt nicht rechtzeitig raus", "will sonst niemand aussteigen", "och uns jetzt noch die Fahrkarten", "hab ich alles" und "*tilt*".

2 Minute vor Türöffnung geht es dann zur Sache. Der Gangsteher schiebt den vor sich befindlichen Gangsteher ein wenig an - schließlich muss man ja langsam mal aufrücken. Der Umgangston wird etwas härter "darf ich MA DURCH" - "ich steh doch AUCH hier!". Der Kontrolleur hat sich schon längst aus dem Staub gemacht, die Fahrtkarte befindet sich aber noch in der zusammengeballten Faust. Schweißperlen auf der Stirn.

Wie ein Sektkorken geht die Tür auf und es ergießt sich der Strom der Gangsteher auf den Bahnsteig. Als der Gang dann langsam leerer wird, packen lässig die anderen Fahrgäste ihre Sachen und schlendern zur Tür.

Im ICE wurde noch nie jemandem die Tür vor der Nase zugehauen. Wir sind hier nicht in der S-Bahn.

Speisewagen wider Willen

Es gibt Menschen, die haben morgens so richtig Hunger - und haben es sehr, sehr eilig.



Drei von dieser Sorte waren heute morgen in meiner unmittelbaren Umgebung. Scheinbar hat es weder Zuhause noch auf dem Bahnsteig dazu gereicht das Frühstuck zu sich zu nehmen - es musste im ICE verzehrt werden.

Das wäre ja im Prinzip keine große Sache.

Wenn da nicht der Wasa-Mann persönlich im Zug gesessen und locker 25min ein Knäckebrot nach dem nächsten gefuttert hätte. Oder der Kochschinken der Damen nicht so dermaßen nach Schwein gestunken hätte, dass einem schlecht wird: Ich bin kein Vegetarier noch habe ich sonderlich gute Geruchsnerven.

Oder ich könnte von den drei Jugendlichen Genies erzählen, die darüber berichtet haben, dass beim letzten Ausflug "Die Fette" so dermaßen viel "Sch**sse" gelabert hat, dass es nur einen Herrn Wayne interessieren würde. Mal abgesehen davon, dass mich (und ungefähr 15 weitere Menschen) dieser Mist auch überhaupt nicht interessiert hat, spricht es mal wieder Bände, was da los war: Füße so weit ausgestreckt, dass das Einsteigen zu einem Limbotanz wird und Rucksack unter, auf und neben dem Körper.

Aber lieber wieder zurück zum Wasa-Mann. Der hat nämlich auch dem Reinigungspersonal ordentlich was abgegebenen. Von den Resten am Boden wäre locker noch einer satt geworden. Und selbstverständlich hat Mann von Welt heute auch noch einen 2-Liter-Termoskannen-Kanister Tee im Gepäck.

Der Tag fängt also - ohne Spott - voller interessanter Erfahrungen an.

Freitag, 4. Mai 2012

Büroersatz

Vorschlag für eine neue Werbekampagne der Bahn:

"Kommen Sie zu uns in den Ruhebereich des ICEs. Die Vierertische eignen sich hervorragend als Konferenztisch. Anschlussmöglichkeit für drei Laptops und Ablage mehrere Ordner problemlos möglich."

Ich glaube ja die 4 Deppen heute morgen am Nachbartisch haben diese Werbung schon gesehen und direkt mal umgesetzt.


Dass die dabei ungefähr 30 Leuten tierisch auf den Sack gegangen sind, stört ja nicht weiter. Die Lautstärke war derart übertrieben hoch, dass selbst Ohrstöpsel diesmal keine große Wirkung hatten.

Natürlich frage ich mich, wieso von den 30 Leuten (einschließlich meiner Selbst) eigentlich niemand etwas gesagt hat. Vermutlich deshalb, weil man heutzutage ein eingetretenes Gesicht riskiert, wenn man fremde Menschen um etwas Rücksicht bittet.

Immerhin weiß ich jetzt, dass der Kunde lieber 6m breite Rolltore möchte und ein Herr S. (Name der Redaktion bekannt) ein totales Weichei ist und Herr T. (Name ebenfalls der Redaktion bekannt) dafür bekannt ist, sich nie festzulegen. Kunde I. (Name auch wieder bekannt) hat sowieso keine Ahnung und die dort beschäftigen Mitarbeiter brauchen dringend die Helden am Vierertisch.

Wenn ich jetzt richtig mies wäre würde ich die Namen ausschreiben. Das wäre irgendwie angemessen, wenn man schon so extrem rücksichtslos ist. Aber das wiederum darf ich ja vermutlich nicht (von wegen Rufschädigung und so).

Ist schon manchmal schön hier. Rücksichtslos und scheiße sein ist erlaubt, die Wahrheit sagen ruckzuck nicht mehr.

Aber immerhin will die Bahn jetzt hochoffiziell beantragen, dass sie Gästen, die sich komplett daneben benehmen, zusätzlich zum Rauswurf aus der Bahn noch ein Bußgeld abnehmen darf. Wenn es nach mir ginge hätten die auch gleich mal ein Bußgeld für "Maul aufreißen im Ruhebereich" beantragen dürfen.

Donnerstag, 3. Mai 2012

Verspätung mit Olympiaspurt

Heimfahrt von Frankfurt nach Düsseldorf, kurz nach Köln.

Wir werden immer langsamer und stehen schlussendlich am äh "schönen" Bahnhof Leverkusen.


Durchsage aus dem Off: "Aufgrund von Personen auf dem Gleis[...]In 10 Minuten geht es weiter".

Ok. Eigentlich keine große Sache. Wenn mein Anschlusszug nicht ungefähr 10 Minuten nach planmäßigen Eintreffen abfährt. Und dieser fährt 5 Gleise weiter ab. Ich rechne also damit, dass ich auf den nächsten Bimmelzug warten muss (etwa 25 Minuten).

Wir fahren in Düsseldorf ein und laut meiner Handyuhr sind noch gut und gerne 2 Minuten bis mein Anschluss abfährt. Ich bereite mich innerlich also auf einen grandiosen Olympiaspurt vor (bei einem negativen Körper-Leistungs-Index schwierig; anders ausgedrückt: Zu dick, zu wenig Sport).

Pumpe fährt schon mal auf 150 Schläge pro Minute. Atmung wird hechelnd.


Die Anspannung wächst, der Zug wird langsamer.

Schweißausbrüche kündigen den bevorstehenden Gewaltakt an.

Tür geht auf, nachdem der grüne Öffnenknopf von mir beinahe durch die Verkleidung gedrückt wurde.

Trolley in den Arm. Raus auf den Bahnsteig, Treppe selbstmörderisch halbspringend runter.

Mit starrem Voldemort-Blick die entgegegenströmenden anderen Reisenden beiseite fluchend zum Bahnsteig gefühlte 500m weiter.

Treppe mit jeweils zwei Stufen auf einmal nach oben.

Bis ungefähr zur 6. Stufe.

Da möchte mein Körper doch mal wieder Sauerstoff bekommen und ich verfalle in einen erstickungstot-ähnlichen Hechelzustand. Bäche von Schweiß fluten meine Hautoberfläche, rote Farbe wird kiloweise in meine Haut gepumpt.

Die letzten gefühlten 2.372 Stufen hoch zu meinem Gleis muss ich noch irgendwie hinkriegen. Mein Trolley ist definitiv zu voll, morgen lasse ich meine ganze Bibliothek zuhause.

"Eine Stufe auf einmal, das geht irgendwie" - selbstmotivierende Mantras helfen wenig, meine Muskulatur beschwert sich nach 15 Sekunden Belastung ob der völlig ungewohnten Bewegungsfrequenz.

Noch wenige Meter rauf auf den Bahnsteig. Keine Ahnung woher mein Körper gerade versorgt wird, aber durch den Mund kommt offenbar nicht genug Sauerstoff, ich kriege schon Flimmern vor den Augen.

Endlich oben. Blick auf die Anzeige.

"VERDAMMT NOCH MAL" rutscht es mir raus.

Der Anschluss hat +5 Minuten.

Alte Menschen

Momentan scheine ich das echt gepachtet zu haben.

Aber das stört mich absolut überhaupt nicht.

Alte Menschen kontaktieren mich. Ich gehöre zwar definitiv und ohne falsche Bescheidenheit nicht zur Generation 60+ (eher so 30+), aber scheinbar spricht mein Äußeres für eine gewisse Affinität zu Seriösem (Hemd aus der Hose, Jeans, Tattoos... aber mega-businessmäßiger Trolley, der wird es sein).

Heute wieder. Ob es denn wohl der Wagen N sei, spricht mich eine nette ältere Dame an.

Ich "ehrlich gesagt weiß ich das nicht, das Schild am Wagen hat kein Licht, aber er müsste es sein - ich will jedenfalls auch in den Wagen N".

Eine weitere Passantin klingt sich in das Gespräch mit dem konstruktiven Beitrag "Ist das der Wagen N?" - ich wiederhole meine Bandansage lächelnd. Wir beschließen gemeinsam zu Dritt, dass wir im Zweifel eben gemeinsam quer durch die 800 Meter Zug latschen müssen, wenn wir uns irren.

Die ältere Dame lasse ich natürlich vor mir einsteigen, nachdem die Wichtigsten bereits im Zug verschwunden sind.

Sie versucht verzweifelt ihren Koffer irgendwie neben sich hoch zu wuchten. Kurzerhand packt einer (ich) mit an und hebt das in der Tat recht schwere Gerät nach oben.

Oben wieder "woher wissen wir denn jetzt, ob das der richtige Wagen ist" - "auch hier drin sind die Lichter aus, ich schlage vor wir brüllen mal rum, ob das Wagen N is..." - wird werden unterbrochen von Person 4: "Jap, das ist der Wagen N".

Prima. Also suchen wir alle unsere Plätze. Wie es der Zufall so will kommt die Dame hinter mir zum Sitzen. Jedenfalls versucht sie es und schaut völlig verzweifelt auf ihren Koffer und den engen Gang und den minimalistisch ausgeprägten Platz vor ihrem Sitzplatz.

"Soll ich den Koffer mal nach oben hieven?"

"Der ist aber wirklich schwer"

"Kein Ding, ich habe eigentlich eine grüne Hautfarbe, bin ein wenig dämlich und reiß mir gerne die Klamotten vom Astralkörper"

"Ich probiere es mal"

Ok - wir sind glücklich und zufrieden. Ich muss mir jetzt meine Bandscheiben wieder in den Rücken drücken, aber das geht schon bei der bequemen Bestuhlung im ICE.

Anti-Utz-Tipp

Wenn dir das lautstarke Herumgeprolle der Gehörlosen auf den Keks geht, hast du drei Möglichkeiten:

  1. Aussteigen und mit dem eigenen Auto fahren
  2. Dem Mitfahrer den Kopfhörer inkl. zugehörigem Mobilcomputer dahin stecken, wo es sehr dunkel ist
  3. Eigene Ohren abdichten

Da Variante 1 nicht im Sinne des Erfinders ist und Variante 2 zwar in Gedanken manchmal richtig gut tut aber gesellschaftlich geächtet ist, bleibt nur Variante 3.



Hier gibt es dann auch leider wieder mehrere Möglichkeiten:

  1. Finger bis zum Anschlag in die Ohren einführen und hoffen, dass man die wieder herauskriegt
  2. Superdichte InEar-Kopfhörer in Studioqualität mit Schaumstoffdichtungen in die Ohren drehen (natürlich ohne eigene Musik)
  3. Mickey-Mäuse wie auf einer Baustelle tragen
  4. Das Original Ohropax
Im Selbstversuch habe ich es heute mit Nummer 2 probiert, da ich solche noch bei mir herumliegen hatte.



Als der Sitznachbar wieder unverhältnismäßig dröhnend einen Podcast über Politik gehört hat (ja ich hab mithören können - schon sehr laut), habe ich meinen Kopfhörer von meinem MP3-Player demonstrativ abgenommen (er muss es gesehen haben) und dann in die Ohren gestöpselt. MP3-Player dann ohne angeschlossene Gerätschaften auf den Tisch gelegt. Spätestens jetzt hat er es gemerkt - aber es war ihm völlig schnurz.

Ich hatte Ruhe. Aber hinterher Ohrenschmerzen.

Utz utz utz utz utz

Ich weiß ich bin damit alleine. Aber who cares, ist hier ja mein Blog (der Teil mit Anspruch ist am Ende des Postings).

Warum zum Geier muss man Musik mit Kopfhörer derart laut hören, dass das halbe Zugabteil mithören kann? Wieso müssen offensichtlich Hörgeschädigte sich überhaupt noch per Kopfhörer beschallen lassen? Wieso erfindet niemand einen Störsender, der sämtliche störende Unterhaltungselektronik im Ruhebereich plattmacht (so nen klitzekleiner EM-Impuls hätte manchmal wirklich was)?

Dabei gibt es doch vernünftige In-Ears, die gut abgedichtet sind. Beispielsweise von Ultimate Ears (ja die kosten Geld, das spielt doch für die Generation iPod/iPhone eh keine Rolle mehr). Oder man kann die Lautstärke einfach mal von jemandem von außen beurteilen lassen und die Lautstärke reduzieren.



Oder aber man hört wenigstens was vernünftiges und nicht so eine schwachsinnige Scheiße wie Elektro-Dance-Verarschung. Man eih.

Ich glaube ich führe ab jetzt eine Strichliste:
  • Handynierer
  • Gehörlose
  • Verkannte Alleinunterhalter
  • Wasserallergiker


Wer es gerne etwas wissenschaftlicher hat. Forscher aus Deutschland und Japan haben herausgefunden, dass Dauerbeschallung mit Kopfhörern zu Nervenschäden führen kann. Das kann dann beispielsweise dazu führen, dass die differenzierte Wahrnehmung von Geräuschen nur noch eingeschränkt möglich ist. Was dann wiederum vermutlich nicht sonderlich förderlich für die Lernfähigkeit in Klassenräumen ist. Was dann seinerseits bedeuten kann, dass die Bildung eher unterdurchschnittlich ist. Dies wiederum erklärte dann auch das "sehr gute" Abschneiden in der Pisa-Studie.

Und das alles wegen ein wenig aufgetauter Retortenmukke von ansonsten talentfreien Hupfdullen.

Na Klasse.

P.S. Ich möchte hier mal ganz bewusst den netten Metaller aus der S-Bahn als positives Ausnahmebeispiel erwähnen: Kopfhörer drin, sieht aus wie der Stereotyp eines mit Vorurteilen überhäuften Menschen mit einem guten Musikgeschmack. Man hört nix.

P.P.S. Aber der nur 5 Meter weiter stehende Banker-Typ in schickem Anzug und edler Krawatte pfeift sich so lautstark 80er-Jahre-Müll rein, dass selbst Jugendliche (= eher Lärmresistente) schon mit den Augen kullern.

P.P.P.S. Die restlichen gefühlten 238 Personen gemischter Art hatten weder Kopfhörer noch Musik am Start. Die waren halt einfach nur Opfer der (wenigen) Beschallungs-Egoisten.

Alte Schule

Heute morgen haben mich wieder zwei ältere Menschen sehr beeindruckt.

Die beiden stiegen in Frankfurt Flughafen in "meinen" ICE zu. Vom Alter her würde ich sagen mindestens 70, eher noch älter. Beide sehr hochwertig gekleidet, sie in einer Art Kostüm, er mit Mütze und sportlichem Anzug.


Die Frau konnte noch recht gut gehen - er war offensichtlich sehr beeinträchtigt. Sie hat dafür keine guten Augen mehr, musste an jedes Schild mit den Sitzplatzreservierungen sehr nah heran. Er versuchte irgendwie hinter ihr her zu kommen, musste sich dabei an jedem Stuhl anlehnen und hatte sichtlich Mühe.

Schließlich hat sie die Sitzplätze gefunden. Beinahe in Zeitlupe nahm der Mann seine Mütze ab und überreicht diese seiner Frau. Sie wiederum schüttelt die Mütze kurz aus und legt sie ins vorsichtig ins Gepäcknetz.

Dann versucht er sich seinen Mantel auszuziehen, sie hilft ihm wie selbstverständlich. Dann nimmt sie die Mütze wieder aus dem Gepäcknetz und legt den Mantel zusammen und die Mütze obenauf. Beides dann wieder ins Gepäcknetz.

Jetzt zieht sie sich ihren Mantel aus. Er versucht ihr irgendwie zu helfen, kommt aber wegen seiner Beeinträchtigung kaum an sie heran. Sein Blick spricht Bände, er fühlte sich unwohl dabei, dass er seiner "Gentleman-Pflicht" nicht genüge tun konnte.

Alles lief in einer großen Ruhe und Gelassenheit ab. Er brauchte zum Hinsetzen noch eine größere Weile, weil er sich sehr mühsam in den doch recht engen Sitzplatz hineinmanövrieren musste.

Während dieser Zeit wurde praktisch kein Wort gesprochen, kein Meckern, keinerlei Aufforderung, keine Hektik.

Es ist schwer zu sagen, wieso mich solche Art Szenen immer irgendwie in Staunen versetzen. Vermutlich liegt es daran, dass ich in einer Generation groß geworden ist, wo man anderen nicht mehr aus dem Mantel hilft und so etwas wie "sehen, wenn, wann und wie der andere Hilfe braucht" eine Tugend ist, die nicht mehr sehr verbreitet ist. Solche Paare erinnern mich immer wieder daran, wie das Zwischenmenschliche eigentlich sein sollte.

Sonntag, 29. April 2012

Stinka bzw. Aquaphobiker

Bahn-Blogger hat es im Januar schon geschrieben: Gelegentlich gibt es in den Zügen ein klitzekleines Problem mit den Klimaanlagen.

Aber auch dann, wenn die Bahn alles richtig macht, die Temperatur also nahe dem Gefrierpunkt ist, gibt es so ein Phänomen, dass ich gerne als das Aquaphobie-Phänomen bezeichne.



So wie die Tage. Mann und Frau steigen ein. Offensichtlich kommt man gerade von einem Flug - sehr weit kann der nicht gewesen sein, die Sprache klang schwer nach Polnisch oder in die Richtung. Na jedenfalls war neben mir noch frei und natürlich lässt man neue Mitfahrer gerne sitzen.

Ui. Was kam da eine Duftwolke von der Frau neben mir. Odör de Schweiß - aber satt. In Kombination mit "bequeme Klamotten für den Flug seit 2 Wochen nicht gewaschen" ein wahrer Hochgenuß.

Ich hab fast gekotzt.

Ihr Mann steht direkt neben mir auf dem Gang. Klöten auf Augenhöhe - für mich nicht so die attraktive Perspektive. Aber immerhin geruchsfrei. Also der Herr natürlich.

Solche Situationen find ich immer total super.

Und jetzt kommt mir niemand mit krankhaften Schweißdrüsen oder so ein Käse. Das ist ein Märchen. Es gibt heute im Zweifel Chemiekeulen, Ärzte und - Yerka (wenn du dich schon mal gefragt hast, wieso Frisöre eigentlich nie nach Schweiß riechen).

Samstag, 28. April 2012

Zufallsbegegnungen

Gestern war ja bekanntlich Freitag und Freitags gleicht die Heimfahrt normalerweise einer Reise nach Jerusalem - alle kloppen sich (teilweise sogar wörtlich genommen) um die Sitzplätze.

Ein paar wenige, die das Theater kennen und darauf keine große Lust haben, investieren bis zu 4 EUR für eine Sitzplatzreservierung. So auch ein älteres Paar, dass die beiden Fensterplätze an unserem Vierertisch reserviert hatte.


Die beiden waren auf dem Weg nach Köln, weil nur von dort aus ein Flug nach London Stansted abhebt - ja, der Frankfurter Flughafen fliegt diesen Flughafen nicht an. Sie wollen ihre Tochter in Cambridge besuchen, die dort in einem Häuschen mit Blick auf die Cam zusammen mit ihrem Mann wohnt. Die Tochter hat vor drei Monaten ein Kind geboren und das Paar fährt die kleine Familie in Großbritannien über den Maifeiertag hinweg besuchen.

Der Dekan der Universität bei der die Tochter arbeitet war so pragmatisch und hat, als er erfahren hat, dass sie schwanger ist, kurzerhand für sie 3 Forschungssemester vorgezogen, die ihr sowieso irgendwann zugestanden hätten. So konnte sie 18 Monate lang von zu Hause aus forschen und gleichzeitig Mutter sein. Sie könne ja später die Zeit wieder nacharbeiten, wenn sie das denn möchte.

Ihre älteste Tochter ist Anwältin und extrem unzufrieden mit ihrem Arbeitgeber. Auch sie bekam vor wenigen Jahren ihr erstes Kind und wollte ein paar Stunden reduzieren. Ihr Arbeitgeber bot ihr großzügig eine 3/4tel-Stelle an. Selbstredend nur auf die Bezahlung bezogen, denn vor 20 oder 21 Uhr Abends konnte sie nicht Feierabend machen. Ihr Mann konnte glücklicherweise Erziehungsurlaub machen.


Warum ich das alles erzähle? Die beiden haben mich schwer beeindruckt. Er war ein sehr ruhiger Mann, der intelligent-witzig erzählen konnte. Wir haben uns über die Almende in England unterhalten und über die zukünftige Entwicklung des Schienenverkehrs zwischen Frankfurt und London (es ist eine Direktverbindung geplant ohne 2-Stunden-Aufenthalt in Brüssel). Sie war ein wenig aufgebracht, weil die Klimaanlage im Zug nicht gut funktionierte und wir geschwitzt haben wie sonst was. Die beiden haben sich auf ihre Art wunderbar ergänzt.

Wir haben über eine Stunde miteinander unsere Gedanken ausgetauscht und eine so schöne Art von Smalltalk gehalten, die man heute nur noch sehr selten erfährt. Kein Zynismus, kein Sarkasmus, keine blöden Sprüche, keine Witzeleien (obwohl das Gespräch sehr humorvoll geführt wurde) - einfach großartig.

Diese Begegnung hat mich tief berührt weil ich immer wieder erstaunt darüber bin, welche zwischenmenschliche Schätze da draußen auf uns warten und wir nur mit offenem Verstand und Wesen die Menschen für einen Moment an uns heranlassen müssen. Hätte ich beim Einsteigen die beiden nicht begrüßt, hätte der Mann mich nicht eine Belanglosigkeit gefragt - wir wären vielleicht nicht ins Gespräch gekommen und ich hätte stattdessen gelesen.

Aber da wäre mir eine so tolle Begegnung entgangen. Ich finde es ausgesprochen schade, dass ich die beiden wohl nie wieder sehen werde.

Freitag, 27. April 2012

Selbstmordsmalltalk

Gerade aufgeschnappt.

"Wenn ich mich schon umbringen würde, dann auf der Strecke nach Köln wo die so richtig schnell fahren".

Gemeint waren damit die ICEs aus Süden in Richtung Köln, die auf der Strecke in der Tat über 300km/h erreichen.

Mal ganz abgesehen davon, dass ich das als Smalltalkthema recht makaber finde, so sollte derjenige doch bitte Rücksicht nehmen.

Schmeißt der sich genau da ins Unglück muss ich auch drunter leiden, weil mein Zug dann garantiert warten muss, bis die Schweinerei aufgewischt wurde.

Rücksichtlose Menschen aber auch.

Alltäglich

Ja sowas erleben wir Bahnpendler jeden Tag:


Verdammt.