Dienstag, 12. Juni 2012

Der Glotzer

Heute möchte ich von einer neuen Spezies erzählen, die mir immer wieder im Zug begegnet. Der sogenannte Glotzer oder auch Ich-beobachte-dich-ohne-unauffällig-sein-zu-wollen-Indiskret.


Mit den Jungs und Mädels ist das so eine Sache. Viele von denen sind normalgroß und müssen quasi um die Sitzlehnen herum schielen, um andere bei irgendwas zu beobachten. Einige sind übermäßig groß und können mit ihren Augen direkt über Sitzkante sondieren - sieht dann aus wie nen Erdmännchen, dass auf Empfang gestellt hat.


Gemeinsam ist dieser Art Mensch, dass sie mit ihren ständigen Beobachtungen richtig heftig nerven können. Ich persönlich empfinde es als indiskret und extrem unhöflich, wenn ich nonstop begafft werde.

Manchmal hilft es, wenn man stur zurückstarrt. Dann fühlt sich diese Spezies erwischt und schaut für wenige Minuten woanders hin. Manche aber sind derart schmerzfrei, dass die das noch nicht mal stört.


Könnte mir bitte mal jemand erklären, was bei einigen in der analen, oralen oder sonstigen Kindheitsphasen schiefgegangen ist, dass die so merkwürdige Verhaltensweisen zeigen?

Mir ist ja schon schleierhaft, welche Störung vorliegen muss, damit man Telefonierverbote ausblendet oder Firmengeheimnisse in die Öffentlichkeit hinausträgt. Obwohl es da wenigstens ein paar Erklärungen gibt: Bspw. erfolgreich in einem Assessment-Center abgeschnitten und jetzt beweisen müssen, große Karrierepläne als Berater, Alphaverhalten, zu kurz gekommen beim Verteilen der Geschlechtshormone, Balzverhalten, Schlippsatemnot - halt all die wissenschaftlich fundierten Erkenntnisse.

Aber "starren"? Haben die Leute kein eigenes Leben? Wie wäre es im Zweifel mal mit einem Buch oder dem Fahrplan des Zuges?

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen